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Mode

In Hanf baden: Der Stoff, aus dem die Mode ist

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Mit Hanf die Welt retten? Davon ist Natasha Tonic überzeugt. Die Modedesignerin aus Los Angeles kreiert nachhaltige Bademode aus Hanf mit der Mission, Menschen eine gesündere Alternative für ihre Haut und für den Planeten zu bieten.

Bei Natasha Tonic dreht sich alles um Hanf. Die Leidenschaft für diese vielseitige Pflanze entwickelte die Designerin während ihrer Schwangerschaft im Jahr 2012. Schon damals mochte sie nicht das Gefühl von Polyester auf ihrer Haut, da es im Grunde genommen aus Plastik besteht. „Ich war schwanger und besessen davon, nicht nur mit dem, was ich aß, sondern auch mit dem, was ich auf meiner Haut trage, gesund zu bleiben“, sagt sie. „Ich achtete darauf, welche Lotion ich verwendete und welche Art von Stoff ich in meinem Intimbereich oder beim Yoga machen anzog.“ Natasha sehnte sich nach Bademode, Dessous und Sportbekleidung, die nicht auf Nylon oder Polyester basierten. Sie begab sich auf die Suche, doch ohne Erfolg.

„Es brauchte viel Zeit, bis ich endlich das tun konnte, was ich schon immer tun wollte“

Bevor sie eine Karriere in der Modebranche startete, studierte Natasha Molekularbiologie in ihrer Heimat Serbien. Aufgrund des Krieges floh sie nach Prag, wo sie sich in Kunst und Wirtschaft einschrieb. Schließlich landete sie in Los Angeles und absolvierte ein Studium in Modemarketing. „Meine serbisch-kroatischen Eltern waren besorgt und wollten nicht, dass ich mit Kunst oder Wissenschaft mein Geld verdiene. Ich sollte auf Nummer sichergehen und das College mit einem Wirtschaftsabschluss beenden“, erzählt sie. Es brauchte Zeit, bis Natasha endlich das tun konnte, was sie schon immer tun wollte: Modedesign. 2008 gründete sie eine nachhaltige Prêt-à-porter-Linie, aber die Geburt ihres ersten Kindes veranlasste sie, eine Pause vom Geschäft einzulegen. Während der Schwangerschaft wurde ihr bewusst, dass die Haut das größte Organ ist und die Chemikalien durch das Tragen von Polyester in den Körper gelangen. „Da die Herstellung von Polyester, der von Plastikflaschen ähnelt, ist es, als würde man eine Plastikflasche über dem Körper tragen“, sagt sie. „Ich verbrachte viel Zeit am Pool und fühlte mich sehr unwohl, dies im Hinterkopf zu haben. Deshalb wollte ich etwas anderes schaffen, etwas Gesünderes.“

Natasha fragte sich, ob es etwas gäbe, das natürlich und dennoch langlebig ist und Polyester in Badebekleidung ersetzen könnte. Die Idee, Hanf zu nutzen, kam ihr schließlich am Strand, als sie die Boote auf dem Wasser beobachtete und feststellte, dass diese mit Hanfseilen an den Docks festgebunden waren. „Aus ökologischer Sicht wusste ich immer, dass Hanf besser ist als Nylon oder Polyester. Ich versuchte das auch anderen zu erklären, doch zu diesem Zeitpunkt begann der Hype um recycelten Polyester. Erst jetzt habe ich das Gefühl, dass ich endlich verstanden werde.“

Nachhaltige Bademode: Hanf, die Alternative zu Kunstfasern

Im Jahr 2017 begann Natasha mit dem Design von Badebekleidung aus Hanf, stand jedoch vor der Herausforderung, einen so unkonventionellen Stoff in die Modegesellschaft einzuführen. Um die Kunden zu überzeugen, dass sich Hanf ebenso gut für die Herstellung von Bademode eignet, testete Natasha ihre eigenen Designs sowohl im Meer als auch im Whirlpool. Hierfür verbrachte sie einen Monat in Kroatien und ging jeden Tag im Meer baden. Anschließend ließ sie ihren Badeanzug in der Sonne trocknen, um zu sehen, was passierte: Er war wie neu. Im Vergleich zu Nylon oder Polyester sieht Natasha in Hanf weitaus größere Vorteile. Zum einen wird es biologisch angebaut und reinigt den Boden dort, wo es wächst. Zum anderen braucht es weniger Wasser und absorbiert mehr CO2 als jede andere Pflanze, einschließlich Bäume. Hanf ist pflegeleicht, sehr reißfest und eine der stabilsten pflanzlichen Fasern der Welt. Des Weiteren lässt sich Hanf nahezu vollständig verwerten und es bedarf keinen Einsatz von Pestiziden. „Ich glaube, Hanf ist die Pflanze, die die Welt retten kann“, so Natasha. „Gerade jetzt, wo wir mehr Bäume denn je brauchen, aber der Anbau aufgrund der Wasserdürre schwierig ist und die meisten von ihnen sterben, bevor sie überhaupt wachsen.“ Recycelter Polyester ist für sie keine Lösung, da es immer noch aggressive Chemikalien beinhalten kann.

Qualität und Kundenzufriedenheit sind ihre wichtigsten Anliegen

Neben den erstaunlichen Vorteilen von Hanf setzt Natasha mit ihrer Bademode auf einen einzigartigen Look. Die Vision und das Design stammen von ihr. Dabei nimmt sie sich bewusst die Zeit, nicht zu kopieren, was andere tun. „Ich möchte, dass meine Kunden das Gefühl haben, ein einzigartiges Kunstwerk zu kaufen, welches die Energie der Veränderung und der neuen Bademodebewegung ausstrahlt“, sagt sie. Auch legt Natasha großen Wert auf Qualität und arbeitet stetig daran, diese zu verbessern. Um CO2-Emissionen einzusparen, erfolgt die Produktion lokal in Los Angeles. Die Farbstoffe sind umweltfreundlich und GOTS-zertifiziert. Ebenso werden die Arbeiter in der Fabrik nach kalifornischen Standards bezahlt und der Versand ist sowohl plastikfrei als auch kompostierbar.

„Je nachhaltiger ich lebe, desto weniger denke ich, dass ich es tue“

Nachhaltigkeit ist für Natasha sehr wichtig. So versucht sie möglichst plastikfrei zu leben, fährt ein Elektroauto und trägt teilweise noch dieselbe Kleidung, seit sie 16 Jahre war. „Je nachhaltiger ich lebe, desto weniger denke ich, dass ich es tue. Das ist manchmal schwer“, so Natasha. „Es gibt jedoch Situationen, die ich nicht vermeiden kann. Die Welt ist so abhängig von Plastik und Plastiktüten im Besonderen. Meine Stoffrollen kommen immer noch in Plastik, wenn ich sie kaufe. Die gesamte Modebranche muss sich ändern und bessere Wege finden.“

Ihr Bademode-Label Natasha Tonic möchte sie in Zukunft noch weiter ausbauen. Hierfür bringt sie im Juli 2022 die erste Hanf-Badebekleidung für Männer auf den Markt und führt neue pflanzliche Stoffe für Männer und ihre Badebekleidung ein. „Da ich eine One-Woman-Show bin und alles selbst finanziere, geht es langsamer voran, als ich möchte. Doch es kommt an“, sagt sie. Außerdem wird es einige Unisex-Artikel und Workshops für Designer:innen geben, die lernen möchten, wie man mit Hanfstoffen arbeitet. Diese starten voraussichtlich im Oktober 2022.

Fünf Empfehlungen für nachhaltige Bademode-Labels

Neben der Brand von Natasha Tonic stellen wir Dir noch fünf weitere Labels vor, die nachhaltige Swimwear zu ihrem Ziel gemacht haben.

1. Etam

Die französische Modemarke „Etam“ hat sich auf Bademode, Unterwäsche und Nachtwäsche aus biologischen Naturmaterialien und recycelten Kunstfasern spezialisiert. Die Mode ist „Made in France“ und begeistert mit klassisch modernen Schnitten und Farben.

2. Essentials for Zula

Bei „Essentials for Zula“ kreiert ein Vater-Tochter-Duo nachhaltige Bademode. Die Marke setzt auf ethisch-verantwortungsvolle Produktion in Thailand. Das Familienunternehmen produziert nur kleine Kollektionen, um Müll durch Überproduktion zu vermeiden.

3. MYMARINI

Die deutsche Modemarke „MYMARINI“ hat sich hochwertige Stoffe, Preistransparenz und faire Produktionsbedingungen auf die Fahne geschrieben. Im Hamburg designt das Label nachhaltige Surf- und Swimwear in zeitgemäßen Schnitten und Farben.

4. Away That Day

Das Unternehmen „Away That Day“ steht für nachhaltige Swimwear aus Großbritannien. Die Bademode wird dort designt und im Herzen von London gefertigt. „Away That Day“ verwendet das Material Econyl, das aus wiederverwerteten Meeresabfällen hergestellt wird, z.B. aus ehemaligen Fischernetzen.

5. Anekdot

Die Marke „Anekdot“ designt mitten in Berlin Bademode, Lingerie und Unterwäsche. Dabei setzt das Label auf wiederverwendete Materialen, z.B. Reststoffe aus Überproduktion und recycelte Stoffe. Alle Produkte werden nur in kleinen Stückzahlen in Polen oder Berlin produziert und sind daher streng limitiert.

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