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Bananatex: ein Rucksack aus Bananen

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Stoff aus Bananenfasern: die Brand Qwstion macht mit ihren revolutionären Rucksäcken die Welt auch noch etwas besser. Und sie geht noch weiter …

Ein Rucksack aus Bananenfasern? Qwstion hat die Antwort

Sie suchten einen Rucksack, der sowohl fürs Reisen als auch einen Business-Termin geeignet ist: Christian Kaegi und seine Freunde wollen Funktionalität, Ästhetik – und nachhaltig soll die Tasche auch noch sein. Doch schnell stellen sie fest, dass ein solches Design noch nicht geboren wurde und entscheiden, selbst Hand anzulegen. Das ist der Startschuss für ihre Rucksack-Firma Qwstion. Heute ist das Schweizer Unternehmen vor allem für seinen selbst entwickelten Stoff bekannt: Bananatex. Das Material aus Bananenfasern ist oftmals Bestandteil der Rucksäcke.

Schon zu Beginn versucht Qwstion, mit Naturfasern zu produzieren: „Unsere ersten Ausgaben wurden […] aus konventioneller Baumwolle hergestellt, und nur wenige Jahre später waren wir in der Lage, unsere eigenen Materialien zu entwickeln: hochverdichtete Bio-Baumwolle und Hanf“, sagt Christian in einem Interview mit Ecommerce Platforms. Doch sie wollen mehr und erfinden Bananatex.

Warum Fasern aus Bananenstauden?

Während des Lernprozesses in Bezug auf Naturfasern erkennt Qwstion das Potenzial der Bananenbaumart Abacá. Die im philippinischen Hochland angesiedelte Staude wächst schnell – bis zu fünf Meter im Jahr – und kommt auch ohne zusätzliche Bewässerung und Düngung aus. Im Inneren des Stammes stecken lange und reißfeste Fasern, eigentlich perfekt geeignet für die Verarbeitung zu Stoff. „Das Problem war jedoch, dass […] es keine Möglichkeit gab, sie zu einem feinen Garn zu verarbeiten“. In Zusammenarbeit mit einem taiwanischen Garnspezialisten und Webereipartner finden sie allerdings einen Weg, die Bananenfasern erst zu Garn und anschließend zu einem wasserdichten Textil zu entwickeln.

Aus Bananenstauden können also Naturfasern gewonnen werden, aber warum genau sollen sie eine bessere Wahl als Baumwolle, Leinen oder andere natürliche Fasern sein? Das Entscheidende: Die Stämme sterben von selbst ab, nachdem sie Früchte getragen haben. Eine Eigenschaft, die sie für eine nachhaltige Gewinnung von Fasern wertvoll macht. Denn so können Textil-Firmen wie Qwstion die Bananenbäume nutzen, ohne in ihren natürlichen Lebenszyklus einzugreifen. Heute bestehen ihre Tasche fast zu hundert Prozent aus natürlichen und erneuerbaren Fasern – wie sie auf der Website versprechen.

Da stellt sich die Frage, warum die meisten Hersteller:innen noch auf Kunststoff setzen? Es ist einfach günstiger, „weil Kunststoff weitgehend automatisiert werden kann. Die Verarbeitung von Naturfasern hingegen erfordert viel Handarbeit“, verrät Christian bei einem Gespräch mit dem nachhaltigen Shop Kauzana.

Bananatex for all

Seit der Einführung bietet das Unternehmen Bananatex als „Open Source“-Stoff auch anderen Marken an – denn nur gemeinsam können sie mehr bewirken. So kooperiert es in der Vergangenheit unter anderem mit dem Schuh-Label Inuikii und der Fashion-Brand COS, die große Tragetaschen aus dem Bananen-Stoff herstellt. Auch Designerin Stella McCartney setzt in ihrer Herbstkollektion 2023 auf Bananatex. Neben Marken für Kleidung, Schuhe und Taschen haben auch schon Möbelhersteller wie Lehni Swiss Made Bananenfasern für ihren Lounge Chair Ensō genutzt.

Erst letztes Jahr hat Qwstion mit Mover Plastic Free Sportswear zusammengearbeitet, von Nicolas Rochat Ende 2021 gegründet. Wie der Name des Labels bereits verrät, geht es darum, plastikfreie Kleidung für Sport auf den Markt zu bringen – noch eine Seltenheit in der Branche. „Wir verwenden ein sehr leichtes, wasserabweisendes Ripstop-Gewebe aus 100 Prozent Baumwolle für die Außenseite, unsere Watte aus Swisswool-Alpaka als Ersatz für die Polyester-Isolierung und ein ultradünnes Baumwollfutter für die Innenseite“, sagt Nicolas in einem Interview mit Neue Zürcher Zeitung. Nun testet er zusätzlich innovative Materialien, darunter auch Bananatex. Das Ergebnis: die Qwstion + Mover Hip Pack, eine Tasche aus Naturfasern für Skifahrer:innen, Wander:innen und anderen Liebhaber:innen der Natur.

Bananenfasern sind das eine, funktionales Design das andere

Die Qwestion Rucksäcke sind durchdacht – angefangen bei der Produktion. Während ihre Taschen aus Bio-Baumwoll-Gewebe oder Bananatex hergestellt werden, sind die Tragegurte und -griffe zum größten Teil aus Rayon, Baumwolle oder Nylon gefertigt. Auf ihrer Website gibt das Team zu, dass seine natürlichen „Gewebe in punkto Abriebfestigkeit nicht ganz mit synthetischen Textilien wie Cordura, Kevlar oder Lastwagenplanen mithalten können“. Dennoch ist ihnen Langlebigkeit wichtig und das beherzigen sie auch in ihrer Rucksack-Produktion.

Im Design setzt der Hersteller auf Funktionalität und Vielfalt, wie es sich die Gründer zu Anfang gewünscht haben. Die Prototypen fertigt das Team selbst in seinemDesignstudio in Zürich an. So lassen sich manche der Rucksäcke mit nur einem Griff zur Tasche umwandeln. Und auch das Tragegefühl auf der Haut und die Gesundheit spielen für das Schweizer Unternehmen eine Rolle: Indem sie auf PFC-freie Beschichtung verzichten, meiden sie Giftstoffe.

Judith Püschner
Autorin Judith Püschner

Judith liebt das Leben mitten in der Metropole Köln. Ihr Gespür für spannende Storys führt sie regelmäßig zu außergewöhnlichen Themen mit aktuellem Zeitgeist. Schon seit ihrer Kindheit folgt sie ihrer Passion, dem Schreiben; seit zwei Jahren nun auch als Redakteurin. Besonders begeistern sie die Themen Psychologie, DIY und Yoga. Bereiche, über die sie als Online-Redakteurin schreibt und die sie gerne ihrer Freizeit ausübt. Ein Gespür für ästhetische Einrichtung besitzt sie bereits seit ihrem Studium im Bereich Design. Seither entdeckt sie immer wieder neue Design-Innovationen und einzigartige Architekturen, über die sie auf kronendach berichtet. 

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