Guya Merkle entwirft mit ihrem Lable „Vieri“ Goldschmuck aus Elektroschrott. Ihr Plan? „La Dolce Vita“ und die Revolution des Goldmarktes miteinander verbinden.
Guya Merkle – Goldschmuck liegt ihr im Blut
Italienische Pasta und Schmuck sind Guya Merkles große Liebe. Als Tochter einer italienisch-deutschen Juwelierfamilie liegt ihr die Kombination schon fast genetisch einfach im Blut. Bereits ihr Großvater gründet das Familienunternehmen in den 30er Jahren, bis ihr Vater es in den 60er Jahren übernimmt.
Als dieser vor einigen Jahren überraschend verstirbt, fühlt sich Guya verantwortlich, dessen Leidenschaft und Arbeit fortzusetzen. Doch obwohl sie mit dem Familiengeschäft aufgewachsen ist, kann sie sich damit nicht richtig identifizieren. Der Erfolg bleibt aus und das traditionelle Familienunternehmen scheitert.
Der goldene Wendepunkt in Guyas Leben
Ein Tiefpunkt, aber aufgeben ist für sie keine Option. Guya geht nach London, um dort „Jewellery Essentials“ zu studieren und sich mit der Frage zu beschäftigen: Was hat ihre Vorfahren so sehr an dem luxuriösen Edelmetall fasziniert, dass es Jahrzehnte lang ihre Wurzeln prägt?
Auf der Suche nach Antworten reist sie nach Peru in eine kleine Bergbaugemeinde. Das, was sie da sieht, verändert ihr seit Kindheit vorgelebtes Bild von Goldschmuck. Die Art und Weise, wie Gold in den Minen unter unmenschlichen und umweltzerstörenden Bedingungen abgebaut wird, berührt die Designerin tief. In diesem Moment wird Guya klar: in ihrem Herz pocht mehr als Amore für eleganten Goldschmuck.
Eine goldene Zukunft mit „Urban Mining“?
In Guyas Merkles Herz erwacht eine Vision. Die Designerin will die Schmuckindustrie langfristig revolutionieren und sich mutig dem konventionellen Goldabbau entgegenstellen. Ihr Ziel? „Eine goldene Zukunft.“
Sie gründet in Berlin ihr eigens Schmucklable „Vieri Fine Jewellery“, das zur Revolution des Goldschmucks beitragen soll. Guyas Antrieb: „Ich möchte in allen Unternehmensbereichen, mit all unseren Produkten und ihrer Herstellung eine positive Wirkung für diesen Planeten erzielen.“
Das Besondere? „Alle unsere Schmuckkreationen werden ausschließlich aus 18 Karat recyceltem Roségold, Gelbgold und Weißgold hergestellt. Den Großteil dieses Goldes kaufen wir bei unserem Partner ‚Closing The Loop‘. CLP hat sich zum Ziel gemacht, Elektroschrott zu reduzieren und darin verarbeitete Metalle wie Gold durch ‚Urban Mining‘ wieder in den natürlichen Kreislauf zu bringen“, erzählt Guya auf ihrer Website.
Wie recyceltes Gold aus Elektroschrott zu Schmuck wird
Aus dem recycelten Gold kreiert die Designerin filigranen, modernen Schmuck wie Ringe, Ketten oder Ohrringe. Das Gold gewinnt ihr Kooperationspartner durch ein speziell entwickeltes innovatives Verfahren für Recycling, das das Edelmetall sorgfältig zur Goldgewinnung aus dem Elektroschrott filtert. „Dieses Gold kaufen wir für die Verarbeitung unserer Produkte ein und arbeiten ausschließlich mit dem sogenannten recyceltem Handy-Gold“, erklärt Guya. Außerdem kreiert sie hochwertigen Schmuck aus dem recycelten Altgold von bereits produzierten Kettengliedern. Die daraus entstehenden Ketten und Armbänder bestehen dann aus 18 Karat recyceltem Gold.
Eine innovative und nachhaltige Lösung zur Goldgewinnung für Schmuck. Durch das Recycling des Edelmetalls schont Guya Merkles eine Menge an natürlicher Gold-Rohstoffe. Schließlich werden in der herkömmlichen Goldgewinnung weltweit rund 3.300 Tonnen Gold pro Jahr abgebaut. Nach Schätzungen von Experten befinden sich insgesamt nur noch etwa 52.000 Tonnen abbaubares Gold im Erdboden.
Recyceltes Gold und faire Diamanten
Doch die Designerin legt nicht nur Wert auf recyceltes Gold aus Elektroschrott, es soll auch fair sein. Deswegen gründete sie fast zeitgleich mit ihrem Lable die gemeinnützige Stiftung „Earthbeat Foundation“, die sich für Umweltschutz sowie einen nachhaltigen und zukunftsweisenden Umgang mit Gold einsetzt. „Die enorme Kluft zwischen der menschenunwürdigen Förderung von Gold und den daraus gefertigten Luxusgütern ist kaum vorstellbar“, sagt Guya Merkle. Zusätzlich zu fairem Gold bezieht „Vieri“ auch seine Edelsteine fair oder aus dem Vintagebestand des ehemaligen Familienunternehmens. Diese kombiniert sie dann in Designs mit Altgold.
Das Ergebnis sind individuelle, recycelte Schmuckstücke, die optisch genauso hochwertig aussehen wie andere. „Luxus und Nachhaltigkeit schließen sich nicht aus, sie bedingen sich sogar“, erzählt Guya. Inzwischen hat sie zahlreiche, inspirierende Kollektionen von „Ethical Fine Juwellery“ auf dem Markt. Wie zum Beispiel ihre neueste „Amore“-Kollektion, deren Schmuckstücke Prominente wie Sängerin Rihanna oder Schauspielerin Kate Bosworth tragen.
„World Gold Day“ – der Tag, der Revolution
Zusätzlich zu ihrem Lable und der Stiftung hat sie vor einigen Jahren den „World Gold Day“ ins Leben gerufen, der jährlich am 15. November stattfindet. „Unter dem Motto ‚Be Golden‘ rufen wir deutschlandweit Menschen dazu auf, zu kleinen und großen Goldaktivisten zu werden, ihre alten Handys, Tablets oder Laptops zu recyceln oder zu spenden und zu schauen, welchen Schmuck, welches Gold will ich behalten und wovon kann ich mich trennen“, erklärt Guya die Intention des „World Gold Days“.
Pasta und Amore als Quelle der Inspiration
Es ist Guya Merkles Art, dem aktuellen Goldmarkt und Handel radikal die Stirn zu bieten, diesen perspektivisch zu verändern und das Erbe ihrer Familie weiterzuführen. Dabei lebt sie nicht nur ihre Liebe zu nachhaltigem Schmuck aus Gold, sondern auch zur italienischen Pasta. „Schmuck und italienische Küche: damit bin ich aufgewachsen und beides bedeutet für mich Lebensfreude, Genuss und Sinnlichkeit“, erzählt Guya.
Deswegen steht in der „Casa Vieri“, wie die Designerin liebevoll ihren Showroom samt Büro nennt, als Herzstück eine große Küche. „Hier gibt es Raum für Schmuckkreationen, Beratung, Gespräche, Ideen, Projekte, Veränderung und natürlich ganz viel Inspiration“, erklärt die Gründerin. Als leidenschaftliche Köchin veranstaltet sie regelmäßig das Event „Vieris Cucina“, zu dem sie inspirierende Persönlichkeiten einlädt und diese mit Original-Rezepten ihrer italienischen Großmutter bekocht. Eine Idee, um ihre zwei Lieben, Gold und italienisches Soulfood, miteinander zu verbinden. Denn genau die sind für Guya aus tiefstem Herzen ihre Quellen der Kreativität und Intuition.
Kopenhagen, Paris, London – das pulsierende Leben in Städten lässt Jennis Herz höherschlagen. Seit vier Jahren ist sie als Online-Redakteurin im Lifestylebereich tätig und immer auf der Suche nach den neuesten Fashion-Trends, faszinierenden Designs und coolen Food-Spots. Deswegen schreibt sie leidenschaftlich gerne über Themen aus den Bereichen Fashion, Beauty, Design oder Food. Ihr morgendlicher Kaffee mit Hafermilch gehört zu ihren täglichen Ritualen, genauso wie ein Spaziergang an der Elbe in Hamburg.