© Model - Faith at Body London / Instagram @_hav3faith at @bodylondon_

Mode

Warum das Meer Zena Holloway zu Kleidung aus Wurzeln inspiriert

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Ihre Leidenschaft für die Tiefen des Meeres macht sie nicht nur zur Fotografin, sondern auch Designerin: Zena Holloway lässt im Namen ihrer Initiative „Rootfull“ Kleider aus Wurzeln wachsen.

Wenn die eigene Arbeit neue Wurzeln schlägt

Ist es möglich, Objekte aus Wurzeln wachsen zu lassen? Eine Frage, die Zena Holloway durch den Kopf geht, während sie in die Tiefen des Gewässers eintaucht. Die Antwort? Ein klares Ja, wie ihre Kleider heute beweisen.

Die gelernte Berufstaucherin kommt gerade ihrer Arbeit als Unterwasserfotografin nach, als sie in einem lokalen Fluss, ein verzweigtes Wurzelwerk eines Weidenbaums entdeckt. Ihr fällt die komplexe Vernetzung der Wurzeln auf, die zu einem Konstrukt herangereift sind. Die Entdeckung ist der Anfang ihrer „Rootfull“-Kleidung.

Kleidung aus Wurzeln: Wurzelwerk
© @root.full / www.zenaholloway.com

Die in Form gewachsenen Wurzeln der kultivierten Weizengrassamen.

Kleidung aus Wurzeln: Material zusammen mit Zena Holloway
© @root.full / www.zenaholloway.com

Zena Holloway während ihrer Arbeit mit dem Wurzeltextil.

Wurzeltextil aus dem 3D-Drucker der Natur

Die gebürtige Bahrainerin experimentiert, sucht und findet schließlich eine Lösung, um Wurzeln in kunstvolle Textilien zu verwandeln. Sie kultiviert Weizengrassamen in einer Bienenwachs-Schablone. Der Grund: Die Form lenkt die Wurzeln vertikal oder horizontal, schafft auf kleinsten Raum eine komplexe Verästelung und lässt damit die Natur wie einen 3D-Drucker arbeiten. Und auch wenn die Kraft der Pflanzen nicht ganz mit dem Tempo der Technologie mithalten kann, ist sie dennoch beeindruckend schnell: Bereits zwölf Tage reichen aus, um die von der Natur gewebte Struktur zu ernten.

Nachdem der geerntete „Stoff“ 24 Stunden getrocknet wurde, ist dieser federleicht und gleichzeitig stark genug, um sein eigenes Gewicht zu tragen. Eine Art botanisches Skelett, das nicht nur Korallen ähnelt, sondern auch wie diese Nesseltiere Kohlenstoff bindet. Doch es kann mehr: Das Wurzeltextil ist zu hundert Prozent organisch und gelangt am Ende bedenkenlos zurück in den Kreislauf der Natur. Waschen kann man die Wurzel-Kleidung nicht, doch sie lässt sich mit einem feuchten Tuch reinigen und kann ähnlich wie ein Strohhut mehrere Jahre getragen werden.

Kleidung aus Wurzeln: Material von Zena Holloway
© @root.full / www.zenaholloway.com

So ästhetisch ist Biodesign – allein der „Wurzelteppich“ erscheint wie ein Kunstwerk.

Kleidung aus Wurzeln: Fächer und Rock von Zena Holloway
© Model - Faith at Body London / Instagram @_hav3faith at @bodylondon_

Rootfull-Rock und Fächer, komplett aus Wurzeln erschaffen.

Die Ästhetik der Meereswelt als Muse

Zena durchkreuzt bereits seit Jahren das Meer, um die komplexe und unbewusste Beziehung von Mensch und der Unterwasserwelt auf Fotografien und in Filmen festzuhalten. Dafür taucht sie bis zum Grund, wo sie die dort angesiedelte Landschaft bestaunt, die sich im Rhythmus des Meeres sacht bewegt.

Die leidenschaftliche Taucherin fühlt sich von der stillen Schönheit dort unten magisch angezogen, doch diese wird getrübt: Immer wieder ist sie Zeugin davon, wie Menschen mit Plastik umgehen – eine Tatsache, die sie trifft und für die sie eine Lösung finden möchte. Aus diesem Grund beginnt Zena sich schon vor einiger Zeit mit Biodesign und Materialwissenschaft zu beschäftigen. Zunächst mit Pilzen und deren Wurzelwerk „Myzel“, bis sie schließlich auf die Weizengrassamen stößt.

Kunstvolle High-Fashion-Kleider mit Statement

Wenn man die natürlich gefärbten Kleider der Designerin sieht, lässt sich nicht ganz einordnen, ob es sich dabei um Kunst oder Mode handelt. Nicht nur für Zena ist es sicherlich eine Mischung aus beiden. Ihr Design erscheint als eine Kombination aus Hommage an die Unterwasserwelt und High Fashion. Doch um die Gestalt eines Kleides oder auch Kragens anzunehmen, muss der Wurzelstrukturteppich erstmal durch händisches Geschick und einer Nähmaschine zu tragbarer Kleidung mit bequemer Passform verarbeitet werden. „Es fühlt sich auf der Haut wie feines Leder an“, so beschreibt es Zena auf ihrer Website.

Kleidung aus Wurzeln: Hochzeitskleid zusammen mit Zena Holloway
© @root.full / www.zenaholloway.com

Zena Holloway macht die letzten Handgriffe an ihrem entworfenen Hochzeitskleid.

Erst Ende Mai dieses Jahres führte Zena ihre Hochzeitskleid-Kollektion auf der Londoner „Chelsea Flower Show“ vor, die jährlich von der Royal Horticultural Society veranstaltet wird. Dort stellt sie nicht nur ihre Kreativität und ihr Können unter Beweis, sondern setzt auch ein Statement, wie weit Slow Fashion gehen kann: „Wenn sie zum Beispiel am Meer heiraten würden, könnte sie das Kleid nachhaltig entsorgen und ins Wasser gehen, und alle Fische würden es einfach fressen, und es würde einfach Teil des Ozeans werden.“

Judith Püschner
Autorin Judith Püschner

Für Judith beginnt der Tag erst mit einer Tasse Kaffee am Morgen, die sie im Sommer auf ihrem Balkon mitten im Herzen von Köln genießt. Wenn sie nicht gerade an Yoga-Skills wie der Krähe arbeitet oder während einer Wanderung die kleinen Wunder der Natur entdeckt, kommt sie ihrer Passion, dem Schreiben, nach. Besonders begeistern sie die Themen Psychologie, Architektur und alles rund um Zeitgeist.

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