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Mode

Fashion zum Downloaden – dank Mode aus dem 3D-Drucker

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3D-Druck erobert unsere Welt: Es werden Gebäude, Möbel und sogar Essen gedruckt. Und auch vor dem Fashionuniversum macht die 3D-Technologie nicht Halt. Doch wie kann eine Zukunft mit Kleidung und Schuhen aus dem 3D-Drucker aussehen, und welche Modedesignerin gilt als Pionierin?

Danit Peleg, eine Frau revolutioniert mit 3D-Druck die Fashionwelt

Es begann auf einer mehrwöchigen Reise, als Danit Peleg in ihrem Koffer nicht fündig wurde: Die damals angehende israelische Modedesignerin wurde spontan zu einem wichtigen Event eingeladen und hatte kein passendes Outfit dabei. Das Schicksal spielte ihr in die Karten. Denn am besagten Tag war sie auf einer Technologiekonferenz. Dort erhielt sie nicht nur jede Menge Informationen, sondern hatte auch Zugang zu 3D-Druckern. Kurzerhand entwarf sie digital einen Rock, lud die Datei in den 3D-Drucker und ließ den Entwurf über Nacht real werden. Das war das erste Mal, dass Peleg Kleidungsstücke mittels Drucker erschuf.

Erste Kollektion aus dem Drucker: von 3D-Fertigung bis Future-Visionen

Von da an war Peleg fasziniert von der Möglichkeit, Fashion mit 3D-Druck zu kreieren. Schließlich könnte es die Modebranche revolutionieren. Statt Shoppen, ob online oder im Geschäft, könnte man einfach Kleidung downloaden und von zuhause drucken lassen. Mit dem Ergebnis, Ressourcen und Emissionen zu sparen.

Für ihre Abschlusskollektion an der israelischen Modeschule Shenkar beschloss sie, eine ganze Kollektion mit fünf Outfits zu drucken. Doch der Weg war nicht einfach: Peleg musste sich noch intensiver mit der Technik von 3D-Druck befassen und die Möglichkeiten an verschiedenen Textilien erforschen. Die größte Herausforderung war es, ein Filament, also 3D-Druck-Material, für ihre Kleider zu finden. Zunächst experimentierte die Designerin ausschließlich mit hartem Plastik. Doch schnell erkannte sie, dass es für den alltäglichen Gebrauch nicht geeignet ist, da man sich kaum darin bewegen kann. FilaFlex war die Lösung: Das Filament ist sowohl stark als auch sehr biegsam. Mit diesem Material entwarf sie zum ersten Mal seit der Forschungsphase Kleidungsstücke mit flexibler und spitzenähnlicher Struktur, die nach Druck einfach zusammengestellt wurden. So wie die rote Jacke mit dem Aufdruck „Liberté“, was übersetzt Freiheit bedeutet. Mit diesem Backprint spielt Peleg auf die Herstellung an, die sie komplett von zuhause aus tätigen konnte. Eine wahre Revolution: Denn damit zeigt die junge Designerin, dass es möglich ist, ein maßgeschneidertes Outfit einfach zu downloaden und drucken.

Doch Peleg wollte mehr: Am Ende schaffte sie es, ein Gewebe zu kreieren, das man wie herkömmliche Textilien verwenden kann. In einem zeitintensiven Prozess entstand 2015 schließlich die Modekollektion für ihren Abschluss – daheim von Desktop-3D-Druckern angefertigt. Dass ihre Mode aus dem Drucker massentauglich sein kann, beweist Peleg um die zwei Jahre später: Sie bietet eine Limited Edition von hundert 3D-gedruckten Jacken aus der Kollektion „The Birth of Venus“ das erste Mal zum Verkauf auf ihrer Website an.

3D-Druck auf den Laufstegen, Galas und Modehäusern der Welt

Mit ihrem Fashion-Durchbruch machte Peleg nicht nur weltweit Schlagzeilen, sondern inspirierte zahlreiche Mode-Hersteller und Designer:innen. Auch die niederländische Modedesignerin Iris van Herpen hat sich schon vor Jahren dem 3D-Druck angenommen und präsentiert immer wieder auf Laufstegen und Events Haute Couture Kleider mit futuristischen Zügen aus dem 3D-Drucker. So auch auf der Met Gala 2022, wo gleich mehrere Stars wie Winnie Harlow ihre kunstvollen Designs trugen, die 3D-gedruckte Elemente beinhalteten. Bei der Fashion Week in Paris im selben Jahr stellte van Herpen in Zusammenarbeit mit der belgischen Eismarke Magnum ein Haute Couture Kleid (Titelbild) vor, das aus einem veganen Biomaterial auf der Basis von Kakaobohnenschalen hergestellt wurde. Natürlich war auch bei dieser Kreation der Drucker beteiligt. Van Herpen ist bekannt für ihre innovative Mode, die Technologie, Design und Natur zusammenbringt.

Mode aus dem 3D-Drucker: Winnie Harlow im Kleid von van Herpen
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Winnie Harlow im 3D-Druck-Kleid von Iris van Herpen bei Met Gala 2022.

Diors Repliken aus dem 3D-Drucker

Und auch namenhafte Marken wie Dior griffen bereits auf die 3D-Technologie zurück. In der weltberühmten Dior Galerie in der Avenue Montaigne von Paris sind mehrere Hunderte 3D-gedruckte Repliken von einstigen Dior Kleidungsstücken, Handtaschen und Schuhen ausgestellt. Die neu gedruckten alten Kreationen sind entlang der Haupttreppe der Galerie platziert. Ein Gesamtkunstwerk, was über den ersten Blick hinaus beeindruckt. Rund um die Uhr wurden die Kleidungsstücke und Taschen von mehr als 30 Druckern sechs Monate lang gefertigt. Ermöglicht wurde das Projekt dieser Größe durch 3D-Scanner, die dabei halfen, alte Dior-Entwürfe zu digitalisieren.

Ist 3D-gedruckte Kleidung die Zukunft?

3D-Druck revolutioniert nicht nur das Design inklusive Material in der Mode, sondern auch den gesamten Fertigungsprozess – und damit einhergehend den Ressourcen-Verbrauch und die CO2-Emissionen. Mithilfe von 3D-Scans könnten Konsument:innen die digitale Kleidung individuell an die Wünsche und die Figur anpassen.

Klingt vielversprechend, doch dafür muss noch einiges getan werden. Alltagstauglich ist Mode aus dem 3D-Drucker bisher nur bedingt. Textil ähnliche Materialien müssten ausgebaut werden. Sprich: Die Kleidung sollte flexibel, dehnbar, weich und atmungsaktiv sein – wie etwa Baumwolle oder Lyocell. Wie lange es brauchen wird, dass Kleider aus dem Drucker als Massenware käuflich sind, wird sich zeigen. Und auch, ob 3D-Drucker in jeden Standard-Haushalt gehören. Vorstellbar ist es allemal und wahrscheinlich wird es am Ende eine Frage der Zeit und des Geldes sein.

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