Warum recycelter Polyester auf Dauer keine Lösung ist und welche Textilien du stattdessen tragen kannst: Wir zeigen dir vier umweltfreundliche Alternativen.
Ob Fast Fashion, High Street Labels oder Haute Couture: Sie alle setzen mal mehr, mal weniger auf recycelten Polyester. Denn das Polymer ist vergleichsweise preiswert, lässt sich leicht färben und verarbeiten. Und weil es recycelt ist, kommt zumindest kein neues Plastik in Umlauf. Auch Meeresplastik wollen Hersteller damit reduzieren. Fakt ist jedoch, dass durch Kleidung aus recyceltem Polyester bei jedem Waschgang Mikroplastik ins Abwasser gelangt und damit in das Grundwasser, in unsere Böden und den Ozean. Hinzu kommt, dass sich die feinen Plastikteilchen schlechter aus dem Wasser filtern lassen als beispielsweise Plastiktüten oder -flaschen. Auch benötigt die Herstellung von recyceltem Polyester eine Menge Energie und Wasser. Immerhin müssen Hersteller die Plastikabfälle sortieren, reinigen, schreddern und schmelzen, bevor daraus Garn für Stoffe entsteht. Inzwischen erkennen immer mehr Modelabels diese Problematik und setzen deshalb auf Textilien aus umweltfreundlichen Alternativen:
Alternative 1 – Mango Materials: das biologisch abbaubare Polymer
Mango Materials hat sich auf die Herstellung von PHA (Polyhydroxyalkanoat) spezialisiert. Dabei handelt es sich um sogenannten Biopolyester. Vereinfacht wandeln Bakterien dazu Methan in einem Fermentationsprozess in PHA um. Die daraus gewonnen Pellets lassen sich zu Fasern und später zu Textilien verarbeiten. Seine Eigenschaften gleichen der von herkömmlichem Polyester mit dem Unterschied, dass PHA in einer natürlichen Umgebung vollständig biologisch abbaubar ist. Zum Vergleich: Polyester aus Plastik benötigt im Ozean schätzungsweise rund 200 Jahre, bis es sich vollständig zersetzt hat.
Alternative 2 – Microsilk: Seide aus Spinnweben
Stoffe aus Spinnweben? Gibt es wirklich. Mit den durchsichtigen und klebrigen Spinnweben, wie wir sie aus dem Keller kennen, haben die Stoffe aus Microsilk jedoch wenig gemeinsam. Vielmehr handelt es sich dabei um Fasern, die sich zu robusten Stoffen verarbeiten lassen, die sogar für Funktionskleidung geeignet sind. Microsilk wurde von Bolt Threads entwickelt und besteht aus Spinnenseide. Mithilfe von Biotechnologie gelang es dem kalifornischen Unternehmen die Proteine in den Spinnenfäden zu untersuchen und diese in einem Fermentationsverfahren zu reproduzieren. Heute stellt das Unternehmen das biologisch abbaubare Material in großem Maßstab her. Microsilk kommt ohne Chemikalien aus und ist äußerst vielseitig. In der Modeindustrie kommt das umweltfreundliche Material sowohl für Oberbekleidung als auch für Accessoires zum Einsatz. Im Jahr 2019 arbeitete Stella McCartney für eine Kollektion von Nike unter anderem, mit Bolt Threads zusammen. Das Ziel bestand darin, eine vollständig biologisch abbaubare Sportkollektion herzustellen.
Alternative 3 – Evo: die leichte High-Tec-Faser
Evo von Fulgar besteht aus biologisch abbaubaren Polymeren. Statt Erdöl verwendet das Unternehmen zur Herstellung Rizinussamen als umweltfreundliche Alternative. Denn die Fasern sind nicht nur biologisch abbaubar, ihre Herstellung spart eine Menge Wasser. Denn Rizinusbäume wachsen in Wüstenregionen und nehmen deshalb weder viel Wasser noch Ackerland für Nahrung in Anspruch. Die Faser übertrumpft Polyester auch hinsichtlich ihrer Eigenschaften. Stoffe aus Evo-Fasern sind um 25 % leichter als herkömmlicher Polyester, dehnbar, atmungsaktiv und geruchshemmend. Sie trocknen schnell und knittern nicht, was die Textilie perfekt zur Herstellung von Bade- und Outdoorkleidung macht.
Alternative 4 – Tencel: Umweltfreundliche Lyocellfasern
Umweltfreundliche Materialien wie Lyocellfasern der Marke Tencel sowie Stoffe aus Modal basieren auf Zellulose. Dabei handelt es sich um Holzfasern. Für Modal werden diese vor allem aus Birken-, für Lyocell aus Eukalyptusfasern der Blaugummibäume gewonnen. Gerade letztere punkten durch ihren geringen Wasserbedarf und die hohe Widerstandskraft gegen Sonne, Trockenheit und Schädlinge. So kommen Blaugummibäume ganz ohne Gentechnik und Pflanzenschutzmittel aus. Auch die Fasern selbst punkten durch hervorragende Eigenschaften: Lyocell/Tencel ist nicht nur robust, sondern besonders sanft zur Haut – ein Plus für Allergiker und Menschen mit Neurodermitis. Der Stoff ist seidig-weich, hat einen natürlichen kühlenden Effekt und hält die Haut auch bei Hitze schön trocken. Wie Evo ist Lyocell atmungsaktiv und resistent gegen Bakterien, die schlechte Gerüche erzeugen. Das macht ihn zu einem beliebten Stoff für Heimtextilien. Aber auch Marken für Sportbekleidung wie The North Face und Patagonia setzen die Faser für Funktionskleidung ein.

Egal ob Mode, Kunst oder Innenarchitektur: Natalie hat ein Faible für Dinge, die den Alltag schöner machen und liebt es, darüber zu schreiben. Auf Reisen ist sie gerne an abgelegenen Orten unterwegs, sucht in Seitenstraßen nach Secondhand Läden oder vergisst in Buchhandlungen die Zeit. Zuhause geht sie am liebsten im Wald spazieren oder feilt an ihren Pilates-Skills.