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Mode

Der Fashion Pact, Karl Lagerfelds und Amber Vallettas Vision

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Karl Lagerfeld war ein Pionier der Modebranche. Eine Ikone, die noch immer als Wegweiser gilt und in Zukunft mit Amber Valletta neue Fashionimpulse setzt.

Für Karl kamen sie alle – Rihanna, Lily Collins, Jared Leto und natürlich Anna Wintour. Als Oberfashionista hatte sie Anfang Mai 2023 ihre Gäste unter einem ganz besonderen Thema zur Met Gala ins Metropolitan Museum Of Art nach New York eingeladen: „Karl Lagerfeld: A Line of Beauty“. Ein außergewöhnliches Motto, das für die sonst oft steif und perfekt wirkende Fashionwelt ungewöhnlich persönlich ist. Waren die Themen 2021 und 2022 noch „In America: An Anthology of Fashion“ oder „Gilded Glamour“, so huldigte das Modevolk in diesem Jahr dem 2019 verstorbenen Designer.

Eine Hommage, die Gastgeberin Anna Wintour sicherlich besonders am Herzen lag. Jahrzehnte lang waren sie, und zahlreiche Gäste der Met Gala, gut mit Karl Lagerfeld befreundet. Er galt in der Modebranche als Visionär, Pionier und kreatives Vorbild. Seine Ideen und Kollektionen entstaubten einst die Luxusmarke Chanel, die der Designer seit seiner Übernahme 1983 in eine globale Trendmarke verwandelte. Seine Arbeit gilt als ikonisch, weshalb die Fashionbranche, auch fast vier Jahre nach seinem Tod, ihn mit dem Motto der Met Gala 2023 würdigte.

Designer Karl Lagerfeld.
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Noch zu Lebzeiten plante Designer Karl Lagerfeld mit seiner Freundin Amber Valletta eine Kollektion im Bereich Sustainable Fashion.

Model und Designerin Amber Valletta.
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Model und Designerin Amber Valletta erwies ihrem Freund Karl Lagefeld auf der Met Gala 2023 die Ehre.

Sustainable Fashion als neuer Maßstab der Fashionbranche

Eine unter den Gästen war Model und Umweltaktivistin Amber Valletta. Auch sie hatte ein enges Verhältnis zu Karl Lagerfeld. Ähnlich wie bei ihrem Freund schlägt ihr Herz für Fashion und Design. Seit einigen Jahren entwirft sie clothing und Accessoires, die weit entfernt von ihrer Vergangenheit in der Modebranche sind, in der sich Jahrzehnte lang fast alles um Fast Fashion drehte. Amber Valletta designt Sustainable Fashion. Und das aus Überzeugung. „Wir produzieren zu viel sind verschwenderisch, werfen Textilien zu schnell weg und besitzen zu viel. Profit ist das alles Entscheidende geworden“, kritisiert sie in einem Interview mit Der Standard die Fast Fashion Branche. Deswegen setzt sie sich für nachhaltige Materialien, einem Verständnis für Slow Fashion und für Fair Fashion Produktionen in der Branche ein.

„Hinterfragt werden sollten die Herstellung und die Entsorgung von Kleidung. Viele glauben, wenn sie ein Kleidungsstück verkauft haben, hat sich das Problem erledigt. Die menschlichen Aspekte der Lieferkette dürfen nicht vergessen werden, Materialinnovationen sind ein wichtiges Thema – bei jungen Designern ist das längst angekommen“, erklärt sie dem Magazin Der Standard. Während der Trend in der Fashionindustrie immer mehr in Richtung Sustainable Fashion geht, haben alteingesessene Fashion Brands noch mit ihrem Image und der Umstellung zu kämpfen. Zwar haben viele Luxusbrands inzwischen Pre-loved-Konzepte und environmental Richtlinien, doch die Produktion von Fast Fashion ist nach wie vor ein Thema, das die Modebranche dominiert.

Der Fashion Pact als Impuls für eine Klimaneutralität

Um sich von diesem Image zu entfernen, haben Modehäuser wie Karl Lagerfeld in den vergangenen Jahren eine neue Richtung eingeschlagen. Seitdem Präsident Emmanuel Macron 2019 im Rahmen des G7-Gipfels den Fashion Pact ins Leben rief, zeigen Luxusmarken wie Chanel, Prada oder Hermès ein großes Interesse daran ihr Fast Fashion-Image mit Sustainable Fashion und vegan, eco-friendly Clothing aufzupolieren. „Gemeinsam für den Umweltschutz“, lautet das Motto des Fashion Pacts, dem inzwischen etwa 150 globale Fashion Brands beigetreten sind.

Eine davon ist Karl Lagerfeld, deren Leitung Pier Paolo Righi als CEO innehat. „Als wir diese Reise 2019 begonnen haben und dem Fashion Pact beigetreten sind, war meine größte Sorge, dass wir gar nichts zu sagen und nichts beizusteuern haben“, erzählt der CEO im Gespräch mit der deutschen Harpers Bazaar. Eine Sorge, die unbedründet blieb. Die Idee des Fashion Pacts und Sustainable Fashion habe eine Dynamik im Unternehmen ausgelöst, die Pier Paolo Righi überraschte. „Nachhaltigkeit zu definieren, ist aus meiner Sicht unmöglich. Weil sie immer nur in einem momentanen Kontext gesehen werden kann. Ein Beispiel: Heute sind wir froh, dass unsere Verpackungen aus recyceltem Plastik sind, aber irgendwann möchte ich natürlich kein Plastik mehr sehen“, erklärt Righi in Harpers Bazaar. Das große Ziel der Fashion Brand sei es, bis 2030 klimaneutral zu sein. Damit diese Vision Wirklichkeit wird, holt sich die Brand Unterstützung von Model und Designerin Amber Valletta. Seit 2021 ist sie Sustainability Ambassador von Karl Lagerfeld.

Amber Valletta als Sustainability Ambassador von Karl Lagerfeld

Eine Idee, die bereits zu Karls Lebzeiten in den Köpfen der Modemacher heraumspukte und die sich kurz nach seinem Tod verwirklichte. In Zusammenarbeit mit der Brand Karl Lagerfeld brachte Amber Valletta 2021 die erste Capsule Collection auf den Markt. Dazu gehörten elf eco-friendly Accessoires. Eine Kollektion, die für Begeistertung in der Modebranche sorgte. Im Dezember 2021 gewinnt Karl Lagerfeld sogar den Best Designer Piece Award von PETA Deutschland für die Kollektion. Eine Erfolgsgeschichte, die als kleiner Footprint begann und 2023 als zukunftweisend in der Fashionbranche gilt. Inzwischen lunchte Karl Lagerfeld zusammen mit Amber Valletta im April 2023 die dritte Sustainable Fashion Kollektion.

Kreationen, bei denen sich das Model, Karl Lagerfeld Design Director Hun Kim und Pier Paolo Righi von Karl Lagersfelds Demin-Looks inspirieren ließen. „Karls bahnbrechende Designs aus den Archiven und seine berühmten Denim-Looks haben ein spielerisches und dynamisches Spannungsfeld geliefert“, sagt Amber in einem Pressestatement von Karl Lagerfeld. Die Frühjahr/Sommer Kollektion 2023 sei angelehnt an Vintage-Styles aus den unterschiedlichen Jahrzehnten. „Karls Unkonventionalität hat uns dazu inspiriert, ‚out of the box‘ zu denken. Wir haben eine durch und durch stylische, moderne und auf Nachhaltigkeit ausgerichtete Kollektion geschaffen“, erklärt das Model.

Clothing aus organic cotton und Co.

Wichtig sei Karl Lagerfeld bei der neuen Kollektion, die Entstehung der Sustainable Fashion gewesen. So legte das Team in der aktuellen Frühjahr/Sommer Kollektion einen besonderen Fokus auf die Produktion im Hinblick auf Ethical Fashion. Die Stoffe seien bewusst aus Recycling-Materialien wie Recycling-Baumwolle, TENCEL aus verantwortlicher Forstwirtschaft und LYCRA EcoMade, aus Recycling-Kunststoff und erneuerbaren, plant-based Ressourcen, ausgesucht worden. Dabei habe das Unternehmen auch auf kurze Fertigungswege für ihre Sustainable Clothing geachtet. Unser Wunsch war es, mit Karls ikonischen und einflussreichen Designs die Vergangenheit zu würdigen und gleichzeitig für eine bessere Zukunft zu sorgen, indem wir mithilfe des EIM-Scores innovative und nachhaltigere Materialien und Prozesse verwenden“, sagt Amber über die Sustainable Fashion in dem Pressestatement.

Environmental Impact Measuring für eine geringe Umweltbelastung

Doch ist Sustainable Fashion mit einer Denim-Kollektion überhaupt möglich? Schließlich hat Denim global nicht den besten Ruf und gilt höchstens im Zusammenhang mit Upcycling oder Second-Hand als Eco-Clothing. „Kleidungsstücke aus Denim tragen die Menschen oft länger als alles andere, manchmal über Jahrzehnte hinweg. Das hat uns inspiriert, eine bessere und nachhaltigere Denim-Kollektion zu schaffen“, erklärt Amber Valletta. Deswegen bestehe die Kollektion aus Bio-Materialien, die einen ökologischen Footprint hinterlassen sollen.

Bei der Clothing-Produktion sei außerdem ein spezielles Tool zum Einsatz gekommen: Das EIM oder Environmental Impact Measuring by Jeanologie ist ein innovatives Tool, mit dem die Umwelteinflüsse der produzierten Kleidung gemessen und bewertet werden können. Das Tool soll dabei helfen, die negativen Auswirkungen bei der Clothing-Produktion auf die Umwelt zu reduzieren. Die Messung und anschließende Bewertung erfolgt in den Bereichen Verwendung chemischer Produkte, globaler Wasser- und Energieverbrauch und Arbeits- und Gesundheitsschutz der Mitarbeiter:innen. Dabei habe Karl Lagerfeld mit der Kollektion eine grüne Bewertung erreicht und sei damit eine niedrige Umweltbelastung.

Die Zukunft der Fashionindustrie? Environmental Impact Measuring, Circular Fashion und Eco-Clothing

Für Amber Valletta und Karl Lagerfeld ist die neue Methode aber nur der Beginn einer Reise in Richtung Eco-Clothing. Unsere dritte gemeinsame Capsule Collection mit Amber Valletta zeigt diesen ganzheitlichen Prozess und legt gleichzeitig den Grundstein für spannende neue Entwicklungen in der Zukunft“, fasst Pier Paolo Righi zusammen. Amber Valletta, die auch privat als Klimaaktivistin aktiv ist, hat dagegen ganz konkrete Vorstellungen von einer klimapositiven Zukunft. Für das Model zählt jeder noch so kleine Beitrag für eine bessere Umwelt. „Überlegen sie sich, ob Sie etwas wirklich brauchen, bevor sie es neu kaufen und denken sie darüber nach, welche Kunststoffgegenstände in ihrem Haushalt Sie eventuell durch Glas- oder Aluminiumalternativen ersetzen könnten“, rät sie auf der Brand-Website von Karl Lagerfeld. Es sei wichtig heraus zu finden, welche Themen jede:n interessieren und perspektivisch mit NGOs zusammenzuarbeiten, die in diesem Bereich tätig sind. „Wir befinden uns an einem Punkt, an dem wir alle anpacken und aktiv werden müssen“, appeliert sie und plant auch in Zukunft weitere nachhaltige Kollektionen mit Karl Lagerfeld. Ihre Vision? Perspektivisch mit der Marke zu den globalen Sustainable Brands zu gehören – aus Liebe zur Fashion und Natur.

Jennifer Felmet
Autorin Jennifer Felmet

Kopenhagen, Paris, London – das pulsierende Leben in Städten lässt Jennis Herz höherschlagen. Seit vier Jahren ist sie als Online-Redakteurin im Lifestylebereich tätig und immer auf der Suche nach den neuesten Fashion-Trends, faszinierenden Designs und coolen Food-Spots. Deswegen schreibt sie leidenschaftlich gerne über Themen aus den Bereichen Fashion, Beauty, Design oder Food. Ihr morgendlicher Kaffee mit Hafermilch gehört zu ihren täglichen Ritualen, genauso wie ein Spaziergang an der Elbe in Hamburg.

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