Seide steht für Luxus und High Fashion – Designer:innen wünschen sich, dass es so bleibt und verwenden in der Fashionwelt mehr denn je vegane Alternativen.
„Alles begann mit der Empfindlichkeit der Haut gegenüber synthetischen Materialien. Das Gefühl, im Stoff stecken zu bleiben. Der Wunsch, diese jede Sekunde loszuwerden, weil sie so sehr reizen“, erzählt May Deldari. Der Entschluss, eine ökologische Bekleidungslinie zu gründen, sei nach all der Frustration über Fast Fashion und die darin verwendeten giftigen Materialien gekommen. Nur kurze Zeit später gründet May ihr Start-up „Maylyn and Co“, ein Dessous-Lable, das sich auf vegane und nachhaltige Wäsche aus veganer Seide spezialisiert hat. Denn vegane Seide ist für May und ihr Team der Stoff, aus dem die Zukunft gemacht wird.
Vegane Seide – was ist der Unterschied?
Eine Message, die nicht erst seit gestern in der Fashionbranche kursiert. Die Fashionindustrie ist in Bewegung, schwenkt immer mehr auf nachhaltige und vegane Materialien um und hält ständig Ausschau nach neuen, innovativen Alternativen. Während Stoffe wie Bio-Baumwolle fast schon selbstverständlich in aktuelle Kollektionen integriert werden, schaffen es auch immer mehr nachhaltige Materialien wie veganes Leder in die Modelinien der High Fashion Brands. Ein Stolperstein für viele Designer:innen, ja sogar für Pionierin Stella McCartney, stellt allerdings Seide dar.
Denn Seide gilt nach wie vor als Luxusgut in der Branche. Kaum ein Stoff ist hochwertiger und in den Köpfen der Fashionwelt als Symbol für Prestige und hervorragender Qualität abgespeichert. Dabei gilt Seide als Naturprodukt, allerdings ist sie nicht vegan, sondern hat einen tierischen Ursprung. Seide wird aus den Kokons der Raupen des Seidenspinners gewonnen. Die tierische Faser besteht aus Proteinen und entsteht, in dem Billionen Raupen in ihren kleinen Drüsen im Mund, Seidenfasern spinnen. Darin wickeln sich die Tiere ein, es entsteht ein Kokon um ihren Körper. Daraus entsteht echte Seide.
Vegane Seide – die Zukunft der Fashionbranche?
Weil die Seiden-Herstellung in der Modebranche umstritten ist, greifen viele Designer:innen inzwischen auf gewaltfreie Seide zu, also auf vegane Alternativen. Diese sind innovativ, nachhaltig sowie „hochwertig und langlebig“, wie May erklärt. Viele Hersteller produzieren bereits Seide, die aus veganen Materialien besteht. Mays Labe verwendet für seine Dessous unter anderem Lotusseide.
Lotusseide – Seide aus der Buddahblüte
Lotusseide wird weltweit hauptsächlich am Inle-See in Myanmar und in Vietnam hergestellt. Die Seide lässt sich aus den Fasern der indischen Lotusblume gewinnen. Zum Ende der Regenzeit ernten die Produzent:innen die Stängel und Blätter der Lotusblüte, da sie zu dieser Zeit etwa eine Länge von etwa zwei bis drei Meter erreicht haben. Die pflanzlichen Fasern werden miteinander verzwirnt und solange sie geschmeidig sind, gesponnen. Eine Idee, pflanzliche Seide ohne tierische Kokons zu produzieren, die schon seit 1960 von den Einheimischen umgesetzt wird. Vor Ort produzieren sie nicht nur Stoffe, sondern nähen auch Kleidung und Dekoration für Buddah-Statuen.
Ananas-Seide – Fasern aus Blättern und Pflanzen
Eine Alternative für vegane Mode bietet auch Ananas-Seide. Im Gegensatz zu tierischer Seide wird der Stoff aus den Fasern der Blätter hergestellt. Die Seide, die aus den Pflanzen entsteht, ist nachhaltig, denn für die Produktion müssen keine neuen Ananaspflanzen angebaut werden. Jährlich fallen rund 40.000 Tonnen Ananasabfälle an, diese lassen sich zur veganen Seide verarbeiten. Da die manuelle Herstellung allerdings teuer ist, hat Ananas-Seide einen hohen Preis.
Orangenseide – veganer Luxus aus Orangensaft
Ähnlich ist es mit der Herstellung von Orangenseide. Vorreiter dafür ist das italienische Start-up „Orange Fiber“, das aus den Abfällen von italienischen Zitrusfrüchten zirkuläre Stoffe herstellt, die vegan sind. „Der Pastazzo – also das, was nach der Produktion von Zitrussaft übrig bleibt – macht 60 Prozent des Gewichts der frischen Frucht aus und wird durch unsere Prozesse und transparente Lieferkette in Garn und Gewebe für Marken und Designer:innen umgewandelt, denen Nachhaltigkeit wichtig ist“, erklärt das Unternehmen seine umweltfreundliche Seiden-Produktion.
Sojaseide – Seide aus Tofu?
Eine vegane Alternative zur herkömmlichen Seide bietet auch Sojaseide. Sie wird aus einem Nebenprodukt, das bei der Verarbeitung von Sojabohnen zu Lebensmitteln, wie zum Beispiel Tofu, entsteht, produziert. Die daraus entstehende pflanzliche Faser ist nachhaltig und lässt sich vollständig biologisch abbauen. Ihre Haptik und das Aussehen ähneln Seide aus einer tierischen Produktion. Der Vorteil? Das Garn der veganen Seide ist temperaturregulierend, atmungsaktiv und hat eine hohe Feuchtigkeitsaufnahme.
Kakteenseide – Sabratrend aus Marokko?
Kakteenseide wird wie veganes Leder aus der Pflanzenfaser von Kakteen hergestellt. Der Seidenstoff kommt aus Marokko und wird dort Sabra genannt. Die Naturseide wird aus Aloe vera oder Agave gewonnen, indem die Pflanzen geerntet, zu Garn gesponnen, zu Stoff gewebt und anschließend eingefärbt. Der Stoff fühlt sich seidig-weich an und kommt von der Haptik echter Seide aus den Raupen-Kokons sehr nah.
Baumwollsatin – klassische Seide aus Bio-Baumwolle
Besonders beliebt als vegane Alternative bei Stoffen ist Bio-Baumwolle. Daraus lässt sich Baumwollsatin herstellen, das eine ähnliche Haptik und einen Glanz wie Seide hat. Aus dem veganen Stoff wird häufig Bettwäsche produziert, da das Material sehr atmungsaktiv ist und Feuchtigkeit abweist.

Kopenhagen, Paris, London – das pulsierende Leben in Städten lässt Jennis Herz höherschlagen. Immer auf der Suche nach den neuesten Fashion-Trends, faszinierenden Designs und coolen Food-Spots, lässt sie sich gern vom urbanen Lifestyle inspirieren, um darüber zu schreiben. Ihr morgendlicher Kaffee mit Hafermilch gehört zu ihren täglichen Ritualen, genauso wie ein Spaziergang an der Elbe in Hamburg.