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Design

Die Upcycling-Möbelmacher (und wie du selbst einer wirst)

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Wie Designer-Möbel aus Alltagsgegenständen entstehen: Drei Werkstatt-Porträts und zwei Selbermachen-Ideen.

Möbel, die nicht jeder hat, sind oft sehr kostspielig und weisen oft zusätzlich einen großen CO2-Fußabdruck auf. Designmöbel gibt’s aber auch in nachhaltig und mit eigener Geschichte. Solche Möbel entstehen in den Werkstätten kreativer Upcycling-Designer. Wir stellen euch hier einige besonders kreative Köpfe vor, die aus Alltagsgegenständen Designer-Möbel machen:

OS2 – Oliver Schübbe: Aus alt mach neu

Die Möbel aus der OS2 Designgroup von Innenarchitekt Oliver Schübbe erzählen schon seit mehr als 20 Jahren Geschichten: Kleine Kratzer und Gebrauchsspuren geben jedem Stück seinen Charakter – hochwertig und edel sind sie trotzdem. Oliver Schübbe nutzt als Rohstoffe weggeworfene Möbel und Restholz. Dazu kommen für die Sitzmöbel Stoffreste aus alten Textilien sowie Schaumstoffreste und, für Tische zum Beispiel, Marmorplatten vom Sperrmüll. Von dem ausgehend, was da ist, entwirft er in regionaler Klein-Serienfertigung nachhaltige, bequeme neue Möbel: Aus „Eiche rustikal“ und Omas Marmorplatte wird ein hochmoderner Designertisch, dem man seine Herkunft nicht ansieht. Altholz poliert Oliver Schübbe auf und kombiniert es mit Altkleidern zu farbenfrohen Sitzmöbeln. Aus Sperrholzplatten und sonstigen Möbelresten zimmert er Regale, die so ungewöhnlich wie praktisch sind und dazu edel aussehen. Kundenwünsche bezüglich der Farben erfüllt er gerne. Jedes Stück ist ein Unikat, für das kein einziger Baum gefällt werden muss.

Kerstin Rank: Flugzeug-Upcycling

Was auf einem Flug als Idee begann, Taschen und Rucksäcke aus ausrangierten Rettungswesten zu machen, hat sich unter dem Motto „back to life“ zu einer Kreislaufwirtschaft mit der Luftfahrtbranche entwickelt. Kerstin Ranks fertigt nicht nur Taschen, sondern auch extravagante Möbel aus Flugzeugmaterial, zum Beispiel stylische Loungesessel als Farbtupfer aus Rettungswesten oder, als Premium-Variante, aus dem Bezugsleder der First-Class-Sessel. Unverkennbar „Flugzeug“ ist die Möbelserie aus Flugzeugtrolleys: Kerstin Rank gestaltet die platzsparenden Wägelchen in schicke Möbel für verschiedene Stile und Zwecke um. Als rollende Minibar samt Ausstattung und Innenbeleuchtung, als Ordnungshelfer fürs Home-Office oder als praktischer Küchen- und Grillwagen – die alten Flugzeugtrolleys sind mit ein wenig Fantasie vielseitig einsetzbar. Die vielleicht erstaunlichste Kreation ist ein Sideboard aus alten Handgepäcksfächern.
In elf Jahren konnte Kerstin Rank mit ihrer innovativen Idee 145 Tonnen Flugzeugabfall aus dem Verkehr ziehen. Dadurch wurden laut Rank schon 425 Tonnen CO2 eingespart – Tendenz steigend.

Gregor Halberstadt: Möbel aus alten Fahrrädern, Tonnen, Glas

In der Werkstatt von Gregor Halberstadt entstehen erstaunliche Möbelstücke mit wenig Holz und dafür viel Glas, Metall und – Fahrradschläuchen. Die sind im Radfahrerparadies Niederrhein, wo er arbeitet, im Überfluss vorhanden. Auch alte Tonnen aus Metall oder Plastik und sogar Zeitungspapier gehören zu den Rohstoffen des Glasmalers und Produktdesigners. Aus dieser auf den ersten Blick „gewagten“ Materialmischung entstehen edle Möbelstücke und Lampen, die perfekt in Räume im minimalistischen Stil passen: Zerschnittene Fahrradschläuche brechen, unter einer Glasplatte angeordnet, das einfallende Licht und geben so einem Tisch eine einzigartige Optik. Neben vielen so schicken wie genialen kleineren Möbeln, Lampen und Wohnaccessoires sind Gregor Halberstadts größter Clou wohl seine innovativen Sitzmöbel aus Metall, Fahrradschläuchen und Zeitungspapier – die nur als solche erkennbar sind, wenn tatsächlich jemand darauf sitzt. Ungenutzt muten sie an wie moderne Skulpturen, die mit geometrischen Formen spielen, entpuppen sich dann aber als Sessel, Stuhl oder Schaukelstuhl.

Upcycling-Möbel
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Bereits ein neuer Anstrich kann ein Möbelstück in einem ganz neuen Licht erstrahlen lassen.

Upcycling-Möbelmacher (und wie du selbst einer wirst)
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Alte Holz-Obstkisten lassen sich vielfach zu Möbeln upcyceln – zum Beispiel zu einem kleinen Regal.

2 Upcycling-Ideen zum Selbermachen

Es muss nicht jeder ein Künstler oder Designer sein, aber wer einmal anfängt, Alltagsgegenstände aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten, sieht auf einmal überall Material für Upcycling-Ideen. Vielfach braucht man nicht einmal Schreinertalent oder besonders viele Werkzeuge, um ein schönes, funktionales Unikat zu kreieren. Wir stellen zwei besonders einfache, aber schicke Optionen vor:

Idee 1 – Beistelltisch aus Holz-Kabeltrommel

Eigentlich muss man die Kabeltrommel nur umkippen und schon ist der Tisch fertig. Für die Dekoration sind der Fantasie keine Grenzen gesetzt: Wer es schlicht mag, schleift die Trommel nur ab und lackiert sie in Natur oder beliebigen Farben. Wer es bunt liebt, kann die Tischfläche oder sogar den ganzen Tisch mit Mosaiken aus alten Kacheln schmücken. Auch Muscheln, Korkenstücke oder Holzscheiben eignen sich gut als Dekomaterial. Wer mag und Zeit für eine etwas kompliziertere Arbeit hat, kann den Rumpf von innen mit Leuchtmitteln bestücken oder aufsägen und ein Weinregal einbauen – und vieles mehr.

Idee 2 – Gurtregal

Bunte Gurte oder schwarze Ledergürtel halten das Regalbrett an der Wand. Pro Regal benötigst du ein altes Brett, am besten 15 cm breit und 1,5 bis 2 cm dick, Länge beliebig; zwei Gurte zu je 80cm. Das können alte Ledergürtel sein, Koffergurte, alte Sicherheitsgurte, Bestandteile von alten Taschen, und so weiter.
Außerdem brauchst du Locheisen und Ösen, Hammer, Unterlage, Feuerzeug, Schere und – je nach Wandbeschaffenheit – entweder Klebenägel oder Bohrmaschine samt Dübel und Schrauben.
Verschweiße bei Synthetikgurten die Enden mit dem Feuerzeug, damit sie nicht ausfransen. Schlage dann mit dem Locheisen an jedem Ende mittig und mit 1,5 cm Abstand zur oberen Kante ein Loch in den Gurt. Lege beide Enden passgenau übereinander und schlage die Ösen ein. Jetzt brauchst du nur noch das Regalbrett in die Gurte legen und die Schlaufen an die zuvor befestigten Klebenägel hängen oder in der Wand verdübeln – in letzterem Fall musst du nicht einmal die Ösen einschlagen.

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