Fitness an der Ballettstange: Der Trendsport Barre vereint Ballett, Pilates, Yoga und Krafttraining. Doch was macht das Workout so besonders und warum schwören Victoria’s-Secret-Models wie Jasmine Tookes darauf?
Mit dem Schritt über die Türschwelle beginnt die Entspannung – und das, obwohl die körperliche Anstrengung gleich erst losgeht. Doch für mich bedeutet der Besuch der Barre-Kurse eine mentale Auszeit vom Alltagsstress und der Arbeit als Redakteurin. Hier kann ich loslassen und mich ganz und gar auf das Hier und Jetzt, meinen Körper konzentrieren. Seit mehr als zwei Jahren besuche ich bereits GlowBarre im Herzen von Köln.
Erst ein paar Wochen zuvor hatte ich meinem ehemaligen Hobby „Cheerdance“ inklusive fordernden und zeitintensiven Trainings für Meisterschaften den Rücken gekehrt. Es war mir zu viel – zu viel Druck, Zeit und Energie, die ich neben der 40-Stunden-Arbeitswoche nicht mehr aufbringen konnte und wollte. Mit der Entdeckung von Barre fand ich einen Sport, der mir stattdessen Druck nimmt und den ich flexibel in meinen Alltag integrieren kann – auspowern inklusive. Gleichzeitig komme ich so meiner Leidenschaft fürs Tanzen weiter nach, die ich schon in meinen Kindertagen entdeckte.
Die Reise zum Barre-Sport
In Deutschland gibt es bisher nur sehr wenig Studios, die dieses Workout anbieten. Auch GlowBarre-Gründerin Liesa Marie Lier musste erst ins Ausland reisen, um auf die Idee für ihr Start-up zu kommen. „Auf Bali gibt es einige Fitnessstudios, die Barre-Kurse anbieten. Dort haben wir zum ersten Mal Barre-Fitness ausprobiert und gemerkt: Die Übungen sprechen die tiefliegenden Muskeln an. Danach bin ich nach London gereist, um gezielt Barre-Studios zu testen und mich inspirieren zu lassen. Schnell stand fest, dass ich ein eigenes Barre-Studio eröffnen will.“ Seit 2019 gibt es nun schon das Studio, das Liesa während ihrer Promotion an der Sporthochschule in Köln zusammen mit ihrer damaligen Co-Gründerin ins Leben rief.
Wie effektiv ist das Barre-Training?
Die Corona-Pandemie war es für das Start-up keine leichte Zeit, doch Liesa hielt am Traum vom eignen Studio fest. Sie war schon damals überzeugt, dass Barre zum Trendsport wird. „Wenn sich eine Sportart in Amerika bereits seit mehr als sechs Jahren einer großen Beliebtheit erfreut und sich auch die Victoria‘s-Secret-Models damit fit halten, dann ist klar, dass sich diese in Deutschland ebenfalls etablieren wird.“ Doch was macht ein Barre-Workout überhaupt so besonders und effektiv? Liesas Antwort: „Barre-Fitness ist eine Kombination aus starkem Krafttraining und sehr sanften, eleganten und femininen Bewegung. In unserem Studio setzen wir zudem auf ein Low-impact-Training – sprich, wir arbeiten zum größten Teil ohne externes Gewicht. Das ist effektiv und schont die Gelenke. Viele Menschen unterschätzen, was Gewichte, wie eine Stange auf dem Rücken, für negative Folgen auf den Körper haben können. Was Barre ebenfalls von anderen Workouts abhebt: Die Übungen bessern die Haltung und stärken die Schultern. Gerade in Zeiten von viel Büroarbeit und Sitzen ist das sehr wertvoll.“ Weiter sagt sie: „Außerdem werden beim Barre-Workout tiefsitzende Muskeln gefestigt, die bei klassischen Fitnessübungen meist nicht erreicht werden.“ Das Ergebnis sind schlanke, aber kraftvolle und definierte Muskeln. Sicherlich ist das mit ein Grund, warum die Engel des Laufsteges auf Barre-Workouts setzen.
Von Cardio über Stretching hin zu Dance: Barre bieten Vielfalt
Bei der Frage „Muss ich Tanzerfahrung mitbringen?“ spricht Liesa aus eigener Erfahrung: „Nein. Ich selbst habe vorher nicht getanzt. Es ist ein Fitnesstraining an der Ballettstange. Ich verstehe die Zweifel zu Beginn; mit diesen war ich schließlich selbst konfrontiert. Ich komme aus dem Kraftsport und habe zu Anfang nie vorgehabt, Kurse zu geben. Während meiner Barre-Ausbildung habe ich allerdings gemerkt, dass man diesen Sport auch auf seine Art gestalten kann.“ So ist Liesa nicht nur Gründerin, sondern auch Trainerin – eine von vielen. Jede bringt dabei eine andere Expertise mit. Unter ausgebildeten Fitnesstrainerinnen mischen sich auch Profitänzerinnen, die Jahre auf der Bühne standen. Die unterschiedliche berufliche Herkunft der Trainerinnen macht sich Liesa auch in den Kursmodellen zunutze. Angefangen mit Barre Glow, einem regulären Barre-Workout, sowie einen Yoga ähnlichen Kurs für Stretching und Cardio Barre bietet das Kölner Sportstudio mittlerweile auch andere Modelle. „Über die Zeit haben wir dann über Kundenfeedback noch zwei andere Kursmodelle entwickelt. Barre Ballett, wo der Fokus mehr auf Techniken aus dem Ballett gelegt wird, und Barre Dance, wo auch Choreos einstudiert werden.“ Auch Pilates hat GlowBarre in ihr Portfolio aufgenommen und Liesa ist sich sicher: Das wird nicht das letzte Kursmodell bleiben.
Barre-Studios in Deutschland
In Köln ist GlowBarre bisher das einzige Studio mit der Spezialisierung auf den Fitnesstrend. Doch in einigen anderen deutschen Städten gibt ebenfalls Studios, die Barre-Workouts anbieten. Wir stellen dir drei davon vor.
Barre Studios Leipzig
Ob Ost oder West – in Leipzig hast du die Wahl, welchen Standort des Barre Studios du besucht. Mitte 2021 hat Carla Senf ihr Fitness-Start-up im Westwerk gegründet. Knapp ein Jahr später machte sie einen zweiten Standort östlich im Stötteritz auf. Das Tanzen begleitete die studierte Sportwissenschaftlerin bereits seit ihrer Kindheit. Mehr als 20 Jahre hat sie sich im klassischen Ballett, Jazz Dance und Modern Jazz geübt und in dieser Zeit auch bei verschiedensten Auftritten mitgetanzt. Erfahrungen, die sie als Trainerin in ihre Kurse einfließen lässt. Neben 60-minütigen Barre-Ganzkörperworkouts bietet das Studio auch verschiedene Yoga-Kurse und jährlich ein Retreat inmitten der Natur. In diesem Jahr findet dieses von 1. bis zum 4. Juni im Sonnenhaus Liebenthal zwischen Hamburg und Berlin statt. Begleitet wird das Retreat von verschiedenen Trainer:innen, die sowohl Barre als auch Yoga unterrichten.
Belle Barre in München
Inhaberin Britta Küpper ist erst durch ihre Arbeit als pränative Wellness Therapeutin auf die Idee für Belle Barre gekommen. In den Gesprächen mit ihren Kundinnen merkte Britta, dass es im Raum München an Fitnesskursen für werdende Mütter mangelte. So gründete sie vor einigen Jahren Belle Barre. Neben den prä- und postnatalen Kursen unterrichten Britta und ihr Team auch herkömmliches Barre Ballett sowie Yoga und Pilates. Dank der kleinen Gruppen von drei bis fünf Personen können die Trainer:innen gezielter auf einzelne eingehen. Wer noch detailliertes Feedback bevorzugt, kann auch für jedes Kursmodell Personal Trainings buchen.
Youpila Studios in Düsseldorf
Seit ihrer Gründung 2016 setzt das Studio auf Frauenpower. Initiatorin von Youpila Cornelia Dingendorf und ihr Team bieten Workouts in den Bereichen Female Fitness, Pilates sowie Yoga, Rückbildung nach der Schwangerschaft und natürlich Barre-Fitness. Neben den drei Standorten in Düsseldorf gibt es Youpila in Hamburg und bald auch in Köln. Für Interessentinnen, die kein Studio um die Ecke haben, hat Youpila Workout-Videos für zu Hause im Angebot. Wer neben den Trainingseinheiten auch noch Lust auf ein eigenes Barre Studio hat, ist ebenfalls bei Youpila richtig: Denn das Fitnessstudio aus Düsseldorf bietet die Möglichkeit, Franchise-Nehmer zu werden. Voraussetzung: eine Ausbildung in der Youpila Academy als Barre-Workout-Trainer:in.

Für Judith beginnt der Tag erst mit einer Tasse Kaffee am Morgen, die sie im Sommer auf ihrem Balkon mitten im Herzen von Köln genießt. Wenn sie nicht gerade an Yoga-Skills wie der Krähe arbeitet oder während einer Wanderung die kleinen Wunder der Natur entdeckt, kommt sie ihrer Passion, dem Schreiben, nach. Besonders begeistern sie die Themen Psychologie, Architektur und alles rund um Zeitgeist.