FOTO Getty Images

Psychologie

Die neue Dimension des Hörens: Wie uns das Startup deep.one Töne spüren lässt

FOTO Getty Images

Ein Subwoofer als Nackenkissen verwandelt Klänge aus Musik, Games oder Filmen in Vibration. Das Ergebnis: Ein völlig neues, intensives Klangerlebnis – sogar für Gehörlose. Wie ein Drei-Gespann aus Ingenieur, Designer und Uni-Prof das Hören revolutioniert.

Mehr als Hören: Die Vibration macht die Musik

Der Bass bebt, dein Körper mit. Was du bisher nur im Club vor der Bassbox spürst, bringt deep.one jetzt nachhause: Du fühlst den Beat im Oberkörper, tauchst mit all deinen Sinnen in die Musik ein, blendest die Welt um dich herum aus – für andere ist‘s lautlos. Eine völlig neue Dimension von Musik, die sich nicht nur in unserem Kopf und Herzen abspielt, sondern körperlich spürbar ist – dank eines Subwoofers, den du direkt am Körper trägst: als eine Art Nackenkissen, in das eine vibrierende Platte eingebaut sind.

Hinter der Idee des Münchener Start-ups deep.one stehen Ingenieur Stefan Sube, Diplom Industrie-Designer Frederik Podzuweit und Frederiks Uni-Professor Stefan Mittnik. Ihr Ziel: Den Tieftonanteil eines Audiosignals oder Songs auf Vibration-Pads im Nacken und auf der Brust zu übertragen und so den Bass körperlich spürbar zu machen. Connecten lässt sich der tragebare Subwoofer mit Handy, Spielkonsole, Fernseher und Co. via Bluetooth, sodass auch Filme und Gaming zum einnehmenden Erlebnis werden: Videospiele gewinnen an Tiefe, werden realer, wenn du den Ton spürst – das zeigen bereits die ersten Versuche mit dem Prototypen. Menschen mit Hörsinn spüren damit Musik und Töne viel intensiver: Von Bass-Beats über Motorgeräusche von Rennwägen, oder vorbeibrummende Flugzeuge.
Aber nicht nur das: Auch Meditieren erleichtert deep.one. Der tragbare Subwoofer lässt dich schneller dem Alltag entfliehen – auf dich, deinen Herzschlag und deinen Körper, deine Gefühlswelt, dein Inneres zu konzentrieren.
Gehörlose oder hörbeeinträchtige Menschen können mit dem Subwoofer Musik und andere Töne wahrnehmen. Filme, Musik und Videospiele werden fühlbar, inklusiv – zu einem Entertainment-Erlebnis der anderen Art.

Dopamin-Boost – was Töne in unserem Hirn bewirken

Ausschlaggebend für die Idee des tragbaren Subwoofers: was Töne in uns Menschen bewirken können und wie unser Gehirn Töne verarbeitet. Sie haben Einfluss auf unsere Emotionen sowie auf unsere geistige Gesundheit, Mental Health – auf das Empfinden von Glück, auf unseren Bewegungsdrang, auf unsere Stimmung. Dazu sagt Musikwissenschaftler Professor Hauke Egermann in einem Interview: „Wenn Sie jemanden in einen Gehirn-Spintomografen schieben, ihm Musik vorspielen und schauen, welche Gehirnareale sind aktiv, werden Sie sehen, dass das gesamte Gehirn aufleuchtet.“
Das Glückshormon Dopamin wird ausgeschüttet – dafür zuständig: Das limbische System. Dasselbe Hirnareal, das in direkter Verbindung mit unserem Gedächtnis steht. Gehörtes verknüpft es mit emotionalen Erinnerungen. Deshalb kann uns etwa ein Lied um Jahre zurückversetzen und dazu passende Gefühle hervorrufen.
Sich der Wirkung von Tönen zu entziehen, ist nahezu unmöglich, denn angesprochene Hirnareale arbeiten unabhängig vom bewussten Willen. Was die Wirkung verstärkt: Töne zu spüren – und genau das macht der tragbare Subwoofer möglich. Er verwandelt Klänge in Vibrationen auf dem oberen Brustbereich, um den Bass optimal spüren zu können – in Herznähe.

Der Takt des Herzens – oder: Warum der Subwoofer die Schlüsselbeine überspannt

Der Rhythmus geht nicht nur ins Gehirn, sondern trifft auch direkt ins Herz – deswegen liegt der Subwoofer im oberen Teil der Brust auf. Denn: Expert:innen gehen davon aus, dass wir bei einem Song mit 60 bis 70 Schlägen pro Minute uns besonders wohlfühlen. Ihr genannter Grund: Es entspricht dem Herzschlag der Mutter, den wir alle neun Monate lang tagtäglich gelauscht haben. Musik bewegt uns damit schon vor der Geburt und lässt uns auch danach nicht mehr los – weder unser Gehirn, unseren Körper noch unsere Gefühle.
Apropos Bewegung: Beim Hören von Musik oder Melodien werden mehr als nur Stimmungen ausgelöst. Der Drang, zu Melodien zu tanzen, ist ebenfalls auf unser Gehirn zurückzuführen. Denn auch der motorische Kortex ist beim Hören von Liedern aktiv. Er sorgt dafür, dass wir Menschen uns zum Takt der Musik bewegen wollen.

Judith Püschner
Autorin Judith Püschner

Für Judith beginnt der Tag erst mit einer Tasse Kaffee am Morgen, die sie im Sommer auf ihrem Balkon mitten im Herzen von Köln genießt. Wenn sie nicht gerade an Yoga-Skills wie der Krähe arbeitet oder während einer Wanderung die kleinen Wunder der Natur entdeckt, kommt sie ihrer Passion, dem Schreiben, nach. Besonders begeistern sie die Themen Psychologie, Architektur und alles rund um Zeitgeist.

Weitere Artikel
Nichtstun: eine Frau sitzt mit einem Sonnenhut im Flur.

Psychologie

Wieso wir alle öfters mal nichts tun sollten

Nichtstun ist schwerer, als es sich anhört. Dabei hält es eine Men...

Die Waitomo Cave in Neuseeland.

Destination

Unterirdische Welten: die 5 schönsten Tropfsteinhöhlen der Welt

Wie versunkene Landschaften tun sie sich unter unseren Füßen auf: ...

Vegane Frozen-Yoghurt-Bar.

Sweets

Frozen-Yoghurt-Bars

Lust auf einen gesunden, schnellen Snack? Die veganen Frozen-Yoghu...

Infrarot: ein junger Mann in rotes Licht getaucht.

Health

So gesund ist Infrarot: Hol dir das Sonnenlicht nach Hause

Infrarotstrahlung ist heilsam für unseren Körper. Um die Vorteile ...

Frau trägt Steambox.

Innovation

Self Heating Lunchbox: Warmes Essen immer und überall

Die Lunchbox des Start-ups Steambox kocht Gerichte aus frischen Zu...

Avocado-Pasta.

Lunch

Cremige Avocado-Pasta

Kennst du schon den TikTok-Trend cremige Avocado-Pasta? Dieses ein...

Teller im Restaurant "Le Petit Chef",

Eat

„Le Petit Chef“, 3D-Fine-Dining beim kleinsten Koch der Welt?

Eine Kombination aus Kino und Fine-Dining erleben Gäste bei "Le Pe...

Tim Prentice

Kunst

93-jähriger Pionier: Tim Prentice und die Kinetische Kunst

In den letzten neunzig Jahren kommt der Künstler nur einem Bruchte...

Eine Frau mit Powder Brows.

Style

Powder Brows: Was steckt hinter dem neuen Augenbrauen-Trend?

Powder Brows versprechen volle Augenbrauen, die über Jahre perfekt...

Kürbisbrötchen.

Breakfast

Mini-Kürbisbrot mit Ingwer

Dieses vegane Mini-Kürbisbrot mit Ingwer passt super zu einem herz...

Der Singulart Store in Stuttgart.

Kunst

Das Start-up Singulart digitalisiert den Kunstmarkt

Das Start-up Singulart will den Kunstmarkt transparenter und faire...

Health

Die besten Mikroabenteuer für deine mentale Auszeit

Einfach mal im Alltag die Pausetaste drücken. Wie das funktioniert...

Newsletter

Melde dich für unseren Newsletter an.

Folge uns