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Nationalparks und Kulinarik: Die Natur schmackhaft machen

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Beim Besuch eines Nationalparks kommst du der Natur ganz nah. In einigen Parks kannst du sie sogar schmecken – zum Beispiel in der Region Hohe Tauern in Österreich, im Wattenmeer oder in der Eifel.

Mit aufmerksamem Blick streift Tobias Bacher durch die Wiesen und Wälder des Nationalparks Hohe Tauern in Österreich. Mit einer Größe von 1.856 Quadratkilometern erstreckt sich der Nationalpark über die gleichnamige Hochgebirgsregion und umfasst die Bundesländer Kärnten, Salzburg und Tirol. Damit ist der Park das größte Schutzgebiet der Alpen und Lebensraum von rund 15.000 Tierarten. Über 300 Gletscher durchziehen die Landschaft, darüber hinaus einige der höchsten Berge Österreichs – allen voran der über 3.700 Meter hohe Großglockner. Dank seiner einzigartigen Landschaft zählt der Nationalpark Hohe Tauern zu den schönsten Hochgebirgsregionen der Welt. Tobias sammelt hier wilde Bachkresse, Lauch oder Klee. Auch Pilze, Baumnadeln und Waldfrüchte aus dem Gebiet nimmter er mit. Die Aromen der Waldpflanzen sind Teil seines täglichen Handwerks: In der Küche des Gasthofs „Rauchkuchl“ verarbeitet er sie gemeinsam mit Gemüse aus dem Hausgarten und weiteren regionalen Produkten zu stetig wechselnden Überraschungsmenüs. Das Restaurant Rauchkuchl ist das Herzstück des mehr als 500 Jahre alten Bauernhauses Schwaigerlehen und liegt in Stuhlfelden, mitten in der Nationalparkregion Hohe Tauern.

Im Restaurant Rauchkuchl können Gäste die Natur der Hohen Tauern schmecken

Eine Speisekarte oder reguläre Öffnungszeiten gibt es im Rauchkuchl nicht. „Das gibt uns die Möglichkeit, die Menüfolge auf das auszurichten, was der jeweilige Tag hergibt“, sagt Tobias. Als „alpine Naturküche“ bezeichnet der 24-jährige die Speisen des Rauchkuchl. Auf den Teller kommen hier zum Beispiel Rohmilch-Frischkäse mit wilder Bachkresse, Dinkel-Knäckebrot, poschierte Eidotter, Kartoffelschaum, geriebener Rinderschinken und Schnittlauch. Auch vegetarische Menüs bietet Tobias an. Dank der Kräuter, Pilze und Waldfrüchte aus dem Nationalpark Hohe Tauern kann Tobias auf zusätzliche Aromastoffe verzichten. Stattdessen findet sich der Geschmack des Nationalparks auf dem Teller wieder. Und auch optisch bildet Tobias die Gebirgslandschaft in seinen Gerichten ab. Denn während seiner Wanderungen durch den Nationalpark nimmt er auch Steine mit, Moos, Heu von der Alm oder Kristalle, die sich von den Felswänden lösen. Zurück in der Küche nutzt er seine Spaziergänge als Inspiration. Er serviert zum Beispiel Steinpilzbutter auf einem Bett aus Moos, Knödel gebettet in Heu und ordnet seine gesammelten Steine kunstvoll um die leckeren Gerichte an.

Ein Gericht der Rauchkuchl.
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Eine Pilzvorspeise aus der Rauchkuchl mit Kräutern, Äpfeln und Heidelbeeren. Stilvoll angerichtet, wie ein kleines Stück Natur.

Ein Gericht aus der Rauchkuchl.
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In schweren Eisenpfannen bereitet Tobias Bacher seine Gerichte über offenem Feuer zu.

Noch mehr geschützte Parks kulinarisch entdecken

Der Nationalpark Hohe Tauern ist nicht das einzige Schutzgebiet, das Kulinarik, Genuss und Natur verbindet. Wir stellen zwei weitere Nationalparks vor, in denen du die Natur schmecken kannst – und dafür musst du nicht einmal weit in die Ferne schweifen.

Park 1 – Nationalparks Wattenmeer

Wenn an der Nordsee die Flut schwindet, trifft Meeresboden auf den Horizont: Zweimal am Tag wird im Wattenmeer der Meeresgrund bei Ebbe freigelegt. Den Boden bezeichnet man als Watt. Das Wattenmeer erstreckt sich von Dänemark über Norddeutschland bis zu den Niederlanden. In Deutschland ist das Wattenmeer durch gleich drei Nationalparks geschützt: dem Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer, dem Nationalpark Hamburgisches Wattenmeer und dem Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer. 2009 hat die UNESCO das Wattenmeer zum Weltnaturerbe erklärt. Mit ihren Wattböden und dem Seeklima zaubern die Parks eine ganze Reihe von regionalen Produkten und Spezialitäten hervor. Zum Beispiel den Boskoop, eine alte Apfelsorte, oder die Klei-Kartoffeln, die in den lehmigen Marschböden wachsen.

In zahlreichen Restaurants auf dem Gebiet rund um das Watt kannst du das Meer schmecken. Unter anderem im Siel 59. Hier kommt auf den Tisch, was die Natur und die Saison hergeben. Alle Lebensmittel werden außerdem von Lieferanten aus der Region bezogen. Für Gäste, die keinen Fisch essen wollen, gibt es auch vegetarische Optionen mit Gemüse der Saison. Hinter dem Siel 59 steckt Carsten Hansen. Der ausgebildete Koch ist selbst an der Küste großgeworden, der Schutz der Region liegt ihm besonders am Herzen. Als offizieller Partner des Nationalparks Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer trägt das Restaurant deshalb durch nachhaltiges Wirtschaften dazu bei, das Wattenmeer zu schützen.

Park 2 – Nationalpark Eifel

Mehr als 110 Quadratkilometer zieht sich der Nationalpark Eifel in Nordrhein-Westfalen. Mischwälder, Seen und satte Wiesen wechseln sich hier ab. Das milde Klima, die geschützten Flusstäler und die vulkanischen Böden haben eine vielfältige Pflanzen- und Kräuterwelt hervorgebracht. Das hat auch Regine Blatt-Neumann erkannt. Sie ist in der Eifel geboren und hat die ersten Jahre ihrer Kindheit in der Natur des Nationalparks verbracht. „Der Grundstein für meine Leidenschaft und die Inspiration, die Natur mit ihren Gaben kennenzulernen und zu nutzen wurde schon in diesen Jahren gelegt“, sagt sie.

Heute bietet die 65-jährige Kräuterwanderungen am Rande des Nationalparks Eifel an. In zwei Stunden sammelt sie mit Interessierten Wildkräuter wie Giersch oder Löwenzahn. Die gesammelten Schätze verarbeitet Regine danach in ihrer Außenküche zu einem 3-Gänge-Menü. Aufgetischt werden zum Beispiel Suppen oder leckere Aufstriche mit frischem Brot. So kannst du die Aromen und Düfte der Eifel nicht nur selbst während einer kulinarischen Wanderung entdecken, sondern anschließend direkt verköstigen.

Katrin Brahner
Autorin Katrin Brahner

Wenn Katrin nicht gerade die weite Welt bereist, übt sie Kopfstand auf ihrer Yogamatte, oder spaziert mit einer Matcha-Latte durch die Straßen Hamburgs. Immer wenn sie die Zeit findet, stattet sie auch ihrer alten Heimatstadt Berlin einen Besuch ab. Als Redakteurin hat sie ihre Leidenschaft zum Beruf gemacht und schreibt heute am liebsten über Travel-, Mindfulness- oder Zeitgeist-Themen.

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