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Innovation

Die Aloe Vera Pioniere aus Murcia

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Aloe Vera ist en Vogue. Aber mehr als 90 Prozent der in Europa konsumierten Aloe stammt aus anderen Kontinenten und kommt als gefriergetrocknetes Pulver bei uns an. Dass es auch anders geht, zeigt das Projekt „Atalaya Bio“ aus Spanien.

Atalaya Bio ist der wahr gewordene Traum von Javier Tormos. Der Pariser Sohn spanischer Eltern ist gelernter Argonom und hat jahrzehntelang als Manager für Technologieunternehmen gearbeitet. Dabei wollte er eigentlich die ganze Zeit Biobauer werden. Als sich die Gelegenheit ergab, packte er sie beim Schopf und realisierte seinen Traum im Heimatland seiner Eltern, genauer gesagt in der Sierra de Almenara in der Region Murcia.

Finca gerrettet – Nische gefunden

„Wir haben eine symbolträchtige Finca im Süden von Murcia gekauft, um zu verhindern, dass sie in die Hände von Immobilienspekulanten fiel“, so Javier. Das Landgut ist Teil des Natura-2000-Netzes: ein Verbund von Naturschutzgebieten der europäischen Union mit dem Ziel, das Überleben Europas gefährdeter Arten zu sichern. „Wir wollten die Finca erhalten und bewirtschaften. Wir stellten fest, dass der Markt zwar mit Aloe-Vera-Produkten gesättigt, die Nische der hochwertigen Produkte aber noch nicht besetzt war“, fährt Javier fort. Mehr als 90 Prozent der Aloe Vera Produkte, die in Europa konsumiert werden, kommen mit einem riesigen CO2-Fussabdruck aus anderen Kontinenten. „Sie sind meist gefriergetrocknet und pulverisiert, nicht frisch“, erklärt Javier die Ursprünge von Atalaya Bio im Jahr 2016.
„Die Verarbeitung bei uns ist dagegen minimal und garantiert so maximale Qualität und Frische, die sich von den Produkten aus pulverisierter Aloe Vera abhebt. Die Umgebung, in der wir anbauen, ist der einzige Ort in Kontinentaleuropa mit einem warmen Wüstenklima, das im Volksmund als „Klima der Kanarischen Inseln“ bekannt ist. Genau dieses Klima braucht die Aloe Vera. „Da die Region Murcia deutlich näher an den Kunden liegt, minimieren wir den CO2-Fussabdruck beim Transport und maximieren die Frische“, so der Bio-Unternehmer weiter.

Aloe Vera Farm Spanien
FOTO Atalaya Bio Aloe Vera

Javier Tormos baut in Spanien demeterzertifiziert Aloe Vera an.

Aloe Vera Farm
FOTO Atalaya Bio Aloe Vera

Der Farmboden ist frei von Pestiziden, Düngemitteln und Herbiziden.

Pionierarbeit im biodynamischen Aloe Vera-Anbau

Als Teil eines Naturschutzraums ist der Boden dort frei von künstlichen Pestiziden, Düngemitteln und Herbiziden – die idealen Voraussetzungen für biodynamische Landwirtschaft. So werden z.B. die Pflanzen mit reinem Quellwasser aus den nahe gelegenen Bergen gegossen. Geschützte Tierarten, wie die Maurische Landschildkröte, der Habichtsadler oder der Wanderfalke leben ungestört auf dem Areal zwischen den Pflanzen. „So war es völlig natürlich, den Schritt Richtung Demeter-Zertifizierung zu machen – im Einklang mit unserem Ziel, die besten Produkte aus Aloe Vera mit einem Zertifikat anzubieten“, erklärt Javier.
Die biodynamische Landwirtschaft geht noch einen Schritt weiter als die „normale“ Bio-Zertifizierung: Sie versteht den Bauernhof als einen komplexen Organismus, der sich in einem perfekten ökologischen Gleichgewicht befinden sollte. Die Methode konzentriert sich insbesondere auf die Wechselbeziehung zwischen dem Boden und seiner biologischen Vielfalt: Die Techniken der Bodenpflege richten sich auf die Verbesserung der Fruchtbarkeit durch den Einsatz von pflanzlichen und mineralischen Präparaten aus, die den Boden beleben. Die biologische Aktivität im Boden steigert den Nährwert der Aloe Vera-Pflanzen, verbessert ihre Widerstandsfähigkeit gegenüber Krankheiten und intensiviert den Humusaufbau im Boden. Atalaya Bio bezieht dazu Ziegenmist von einem nahe gelegenen Öko-Hof und wendet biodynamische Präparate an, um die Demeter-Kriterien zu erfüllen.
Atalaya Bio bewässert außerdem besonders ressourcenschonend, das ist im trockenheitsgeplangten Süden von Spanien besonders wichtig. Und es bleibt Platz für die Fauna: Während auf industriellen Plantagen etwa 30.000 Pflanzen pro Hektar wachsen, sind es bei Atalaya Bio nur 6.000. Die Maurische Landschildkröte und auch Rebhühner und andere Tierarten danken es und legen ihre Eier zwischen den Pflanzen ab.

Maurische Landschildkröte
FOTO Atalaya Bio Aloe Vera

Die Schildkröten nutzen den Boden für die Eiablage, ernähren sich vom Unkraut und düngen die Aloe Vera Pflanzen.

Hand in Hand mit Wissenschaft und Tierschutz zum Erfolg

Das Logo der Finca ist die Maurische Landschildkröte, eine gefährdete Tierart, die auf den Feldern von Atalaya Bio ideale Voraussetzungen vorfindet: Die Schildkröten nutzen den sandigen Boden für die Eiablage, ernähren sich vom Unkraut, das zwischen den Pflanzen wächst und suchen unter der Aloe Vera Zuflucht vor der brennenden Sonne. Das Team von Atalaya Bio bearbeitet die Böden besonders schonend, um die Eier nicht zu zerstören. Vor dem Pflügen im Herbst suchen sie die Felder nach Schildkröten ab, die schon Winterschlaf halten. Die Schildkröten geben ihren Teil zurück, indem sie im Vorbeigehen den Boden düngen.
Ausserhalb von Schutzgebieten ist die Maurische Landschildkröte besonders durch konventionelle Landwirtschaft und Wohnungsbau gefährdet.
Atalaya Bio arbeitet eng mit der Miguel Hernández Universität von Elche zusammen: Freiwillige zählen, wiegen, messen und kennzeichnen regelmäβig die Schildkrötenpopulation auf der Finca für das Forschungs- und Schutzprojekt „Testudo“ der Universität. Auch der Gesundheitszustand der Tiere wird überwacht. In Umwelterziehungsangeboten bringt Atalaya Bio die Erkenntnisse über die Schildkröten und andere Tiere sowie Biodynamik und Umweltschutz im Allgemeinen den nächsten Generationen nah.
Atalaya Bio zeigt, dass Landwirtschaft, hochwertige Produkte und Lebensraumerhaltung gut zusammen funktionieren. „Nach sechs Jahren Arbeit können wir heute stolz darauf sein, das erreicht zu haben“, so Javier. Er wurde von der Zeitschrift „Le Petit Journal“ als bester französischer Unternehmer in Europa in der Kategorie Umwelt ausgezeichnet.
Atalaya Bio verkauft seine Produkte direkt über die Webseite der Finca und exportiert bereits in viele europäische Märkte – Exportschlager ist der Aloe Vera Saft ohne Konservierungsstoffe. Für Firmen in Frankreich und in der Schweiz, die Demeter-zertifizierte Marken anbieten möchten, arbeitet Atalaya Bio bereits im Rahmen von Private Label Services zusammen und sucht dafür nun auch Partner in Deutschland.

Aloe Vera Farm Spanien
FOTO Atalaya Bio Aloe Vera

Aloe Vera eignet sich zur Desinfizierung, Haarpflege, Wundbehandlung und zur Stärkung bei vielfältigen Krankheitsbildern.

Aloe Vera – die uralte „Wunderpflanze“

Die Aloe Vera wurde bereits vor mehr als 6.000 Jahren in Babylonien wegen ihrer heilenden Kräfte geschätzt. Auch die alten Ägypter, Griechen und Römer nutzten die wunderbare Pflanze zur Desinfizierung, Wundbehandlung, zur Stärkung, bei vielfältigen Krankheitsbildern und zur Haarpflege. Spätestens im Mittelalter war das Wissen um die wunderbaren Kräfte der Aloe Vera bis nach Mitteleuropa vorgedrungen, denn Hildegard von Bingen erwähnt sie in ihren Schriften als Pflanze mit “großer Kraft”.

6 Fakten über Aloe Vera

1. Sonne satt

Eine Aloe Vera Pflanze braucht mindestens 2.000 Sonnenstunden pro Jahr. Falls du eine zuhause hast, sollte sie an einem Südfenster stehen, im Wintergarten oder, wenn sie drinnen in anderer Lage steht, genug Kunstlicht bekommen.

2. Trockenheit ist kein Problem

Die Aloe Vera ist eine Wüstenpflanze und speichert Wasser in ihren dicken Blättern. Sie ist die ideale Deko für Leute, die das Gießen eher relaxt angehen.

3. Zu viel Feuchtigkeit kann zu Fäulnis an der Wurzel führen

Gieße deine Aloe Vera immer erst dann, wenn das Substrat komplett trocken ist und niemals über die Blätter. Wenn das Wasser zwischen den Blättern stehen bleibt, können sie auch faulen.

4. Winter simulieren

Wer seine Aloe Vera blühen sehen möchte, sollte ihr einen kühlen, aber nicht kalten Winter simulieren: Bei 10 bis 15 Grad tritt sie in eine Ruhephase ein und bedankt sich danach mit einer wunderschönen Blüte in Rot- Organge- oder Gelbtönen.

5. Aloe Vera in Maßen genießen

Aloe Vera enthält Aloin, das Vergiftungserscheinungen hervorrufen kann, wenn man es in hoher Konzentrazion einnimmt. Daher solltest du deine Aloe Vera Pflanzen von Haustieren fernhalten und keinesfalls einfach vom Blatt aus einnehmen. Bevor Du dein hauseigenes Aloe Vera Gel erntest, stelle sicher, dass der gelbe Saft mit dem Aloin komplett abgelaufen ist. Wie das geht, steht im nächsten Punkt.

6. Geduld!

Es kann bis zu fünf Jahre dauern, bis die Wirkstoffe in einer Aloe Vera Pflanze voll entfaltet sind und man die Blätter ernten kann. Dazu schneidet man die groβen äußeren Blätter bodennah ab. Dann muss das Aloin abfließen – am Besten, indem du das Blatt senkrecht mit der Schnittfläche nach unten in ein Glas stellst, bis der gelbliche Aloin-Saft abgelaufen ist, mindestens eine Stunde. Schneide danach noch ein paar Zentimeter unten vom Blatt ab, um sicherzugehen, dass kein Aloin in deinem Blatt übrig ist. Danach kannst du das Blatt mit einem Gemüse-Schäler schälen, um an das begehrte Gel zu kommen.
Das frische Gel kannst du in einem Glas mit Deckel ein bis zwei Wochen im Kühlschrank aufbewahren. Du kannst es auch pürieren, um eine streichfähigere Lotion zu erhalten. Wer sich noch nicht sicher ist, wann und wie viel Gel er oder sie braucht, kann auch die ganzen Blätter im Kühlschrank lagern. Um es sehr einfach und ohne Zusatzstoffe haltbar zu machen, kannst du das Aloe Vera Gel portionsweise in Eiswürfelförmchen einfrieren. Diese kleinen Powerwürfel helfen wunderbar gegen Insektenstiche oder Sonnenbrand und machen sich auch gut in Getränken.

Vera Neeten
Autorin Vera Neeten

Vera schreibt für uns remote vom Tor zu Patagonien/Chile aus. Dort ist sie als echter Outdoor-Fan genau richtig: Ob im Urwald, auf Lavafeldern oder am Pazifikstrand, Vera hält immer Ausschau nach kleinen Naturschätzen, erstaunlichen Details und kreativen Ideen. Kein Wunder, dass sie bei uns am liebsten über Travel, Nachhaltigkeit und spannende Menschen schreibt.

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