Wie Signale von Außerirdischen hören sich die Geräusche an, die aus den Klangskulpturen „Tegel“ und „Desert Songs“ des audiovisuellen Künstlers Love Hultén kommen. Der schwedische Künstler schließt Pflanzen an Elektroden an und lässt mithilfe ihrer Schwingungen Melodien entstehen.
Love Hultén Klangskulpturen haben eines gemeinsam
Laute und leise, schiefe und schrille Tönen wechseln sich ab und ergeben eine Melodie, die nicht von dieser Welt zu stammen scheint: Wer den Klangskulpturen Tegel und Desert Songs von Love Hultén zuhört, lauscht ganz besonderen Klängen.
Die Skulptur Tegel besteht aus kleinen, nachgebildeten Backsteinen aus Holz, auf einer Erhöhung ist ein Bonsaibaum gepflanzt, der unter einer Art Käseglocke aus Glas steht. An den Blättern des Bonsaibaums sind weiße Kabel befestigt, außerdem befinden sich mehrere Knöpfe an den Backsteinwänden.
Love Hulténs Klangskulptur Desert Songs, auf Deutsch Wüstenlieder, sieht aus wie eine Mischung aus Brutkasten und Roboter. Hinter einer Glaswand sind Kakteen gepflanzt, die ebenfalls mit weißen Kabeln verbunden sind. Rechts daneben sind viele Knöpfe zu sehen und ein Bildschirm mit Antennen, der in die Höhe reicht.
So unterschiedlich die beiden Klangskulpturen aussehen, eines haben sie gemeinsam: Die Töne, die sie von sich geben, werden von den Pflanzen erzeugt. Bei Tegel singt der Bonsaibaum und Desert Songs nutzt die Klänge der Kakteen. Love Hultén macht sich dafür ein Gerät namens PlantWave zunutze.
PlantWave, ein Mikrofon für Pflanzen
PlantWave bietet die Möglichkeit, elektrische Signale von Pflanzen in Töne umzuwandeln. Dafür werden Elektroden an die Blätter von Pflanzen angeschlossen. Über diese Elektroden erkennt das PlantWave Device elektrische Schwankungen in der Pflanze und übersetzt diese in Töne. Je nach Temperatur, Licht und Feuchtigkeitsgrad variieren die Töne, da die Pflanzen sich an ihre Umgebung anpassen. Via Bluetooth werden diese Töne dann an ein Smartphone oder Tablet gesendet. PlantWave wurde von dem Musiker Joe Patitucci und seinem Freund Alex Tyson entwickelt und ist durch die Social-Media-Plattform TikTok der breiten Masse bekannt geworden.
Love Hultén macht sich die Technologie für seine Klangskulpturen zunutze und erweitert sie mit Synthesizern. Über die Knöpfe an den Skulpturen können Nutzer:innen die Töne, die über PlantWave erzeugt werden, verändern. So entsteht ein Klangerlebnis, das natürlich und künstlich zugleich ist, eine Verschmelzung von Natur und Technologie, von Biologie und Kunst.
Love Hultén, von klein auf begeistert von Strom
Love Hultén war schon als Kind von Stromkreisläufen fasziniert. „Früher habe ich elektronisches Spielzeug auseinandergenommen und versucht, dessen Innenleben zu verstehen“, sagt er in einem Interview. Während seines Designstudiums in Göteborg hat er zusätzlich seine Liebe zu Holzarbeiten entwickelt und verbindet in seinen audiovisuellen Skulpturen heute beides miteinander.
Seine Klangskulpturen stellt er allesamt von Hand in seinem Göteborger Studio her, selbst die Schaltkreisläufe lötet er selbst. „Ich entwerfe, ich baue, ich poliere, und ich mache sogar die Verpackung – es ist meine eigene isolierte Kette“, sagt er in einem Interview.
Katrin hat in Berlin Publizistik studiert und schreibt seit drei Jahren als Redakteurin im Lifestyle-Bereich. Wenn sie nicht gerade die weite Welt bereist, übt Katrin Kopfstand auf ihrer Yogamatte, oder ist auf der Suche nach den neuesten Innovationen und Health-Trends. Deshalb schreibt sie bei kronendach für die Rubriken Travel, Mindfulness und Zeitgeist. Nach Feierabend findet man sie meistens mit einer Matcha Latte in der Hand durch die Straßen Hamburgs spazieren.