Urbane Räume smart beleuchten? Wie Wind, kleine Bakterien und innovative Technologien Energie in Form von Licht schaffen…
Straßenlaterne Papilio bringt Licht ins Dunkel – aber nur wenn man es braucht
Das Thema Lichtverschmutzung ließ ihn nicht los und verhalf ihm zu seiner Energie-Innovation „Papilio“: Tobias Trübenbacher, damals noch Designstudent an der Universität der Künste in Berlin, erschuf eine windbetriebene Straßenlaterne mit Bewegungsmelder. Noch ist es ein Pilotprojekt, bei dem Prototypen auf Berliner Straßen getestet werden. Vielversprechend scheint die Designerlaterne allemal: Nicht umsonst hat unter anderem diese Energie-Innovation den Mitte Zwanzigjährigen zum „Newcomer of the Year“ beim German Design Award 2023 gemacht. Nicht der einzige Preis, den Trübenbacher für Papilio bekommen hat. Doch wie funktioniert die Straßenlaterne überhaupt?
Die Lampe ist mit einem Windrad ausgestattet, das direkt über der Lichtquelle selbst platziert ist. Die Turbine besteht aus vier aerodynamischen Blech-Rotorblättern, die einen 300-Watt-Generator betreiben. Die Blätter sind so geformt, dass sie Luftströme aus jeglichen Richtungen nutzen können – von Windkanälen bis hin zu vorbeifahrenden Fahrzeugen. Gespeichert wird die Energie in dem integrierten Akku – schließlich gibt es ja nicht immer Wind. So bietet die Lampe insektenfreundliches Licht, wenn es gebraucht wird. Erkennen kann das die Straßenlaterne dank Bewegungsmelder. Damit löst Papilio zwei Probleme auf einmal: erstens die Einsparung von CO2-Emissionen, zweitens Lichtverschmutzung.
Erhellende Momente statt Lichtverschmutzung
Keine Frage, Licht im urbanen Raum wird auch nachts gebraucht. Allerdings nicht dauerhaft – vor allem in kleineren Straßen, die in dunklen Stunden nur von einer Handvoll Menschen besucht werden. Die derzeitige Lichtlösung in urbanen Raum ist einzig und allein einer Funktion gewidmet: Beleuchtung bei Dunkelheit. Doch es gibt mehr Faktoren, die bei einer großflächigen Lichtinstallation bedacht werden sollten. Neben dem Energieverbrauch ist das die Lichtverschmutzung. Sie hat Einfluss auf Tiere, Pflanzen und sogar uns Menschen. Über 80 Prozent der Weltbevölkerung sind Lichtverschmutzung ausgesetzt, in Europa und den USA sollen es sogar 99 Prozent der Bevölkerung sein.
Die Lösung: „Papilio“, Namensvetter einer Schmetterlingsgattung, hat ein Licht mit insektenfreundlicher Farbtemperatur von 2800 Kelvin. Sprich, selbst wenn Trübenbachers Leuchten angehen, werden Tiere nicht vom Licht in ihrer natürlichen Lebensweise gestört. Was für eine Tragweite das Licht herkömmlicher Straßenlaternen hat, wird vom Menschen oftmals vergessen: Es zieht Insekten an und macht sie so zur leichten Beute; es stört nachtaktive Tiere, Zugvögel und das Pflanzenwachstum; und selbst für uns Menschen soll es das sogenannte „Skyglow“ negative Folgen haben. Dem dauerhaften Licht wird nachgesagt, den natürlichen Melatoninhaushalt und somit unseren Schlaf zu beeinflussen.
Das Licht der Natur: eine Straßenbeleuchtung durch Biolumineszenz
Erzeugtes Licht funktioniert auch ohne Strom, wie das Start-up Glowee beweist. In der französischen Gemeinde Rambouillet, die rund 50 Kilometer von Paris entfernt liegt, gelingt bereits die natürliche Beleuchtung auf Grundlage von Meeresmikroorganismen. Sprich, Glowee bringt Lampen zum Leuchten dank kleinster im Wasser lebenden Bakterien. Das Phänomen beruht auf dem Prinzip der Biolumineszenz, das man auch von Glühwürmchen kennt. Es handelt sich um eine chemische Reaktion, bei der Energie freigesetzt wird – bei Glowee in Form von Licht. Die Bakterien können diese Reaktion mithilfe von biochemischen Molekülen in ihrem Körper ablaufen lassen, die dann zum Teil in Leuchten ersichtlich wird. Dafür brauchen die Bakterien nichts weiter als Wasser, Sauerstoff und Nährstoffe.
Das Ergebnis ist fast schon magisch, denn sie leuchten in einem sanften Blau. Nicht zu vergessen, wenn auch naheliegend: Mit ihrem verhältnismäßig schwachen Leuchten tragen sie nicht zur Lichtverschmutzung bei. Das Pilotprojekt in Frankreich beweist mal wieder, dass die Natur ein echtes Vorbild für innovative Lösungen im Bereich Design und Architektur sein kann.
All diese Designs sind nachhaltige Innovationen, die unser Leben erhellen sollen – jedenfalls dann, wenn es Sinn macht. Inwieweit welches Design Fuß fassen wird, bleibt abzuwarten. Jedoch zeigt jede dieser Innovationen, wo Handlungsbedarf in Sachen Energiewende herrscht, welche Potenziale wir haben und wie die Natur unser Leben nachhaltig bereichern kann.
Judith liebt das Leben mitten in der Metropole Köln. Ihr Gespür für spannende Storys führt sie regelmäßig zu außergewöhnlichen Themen mit aktuellem Zeitgeist. Schon seit ihrer Kindheit folgt sie ihrer Passion, dem Schreiben; seit zwei Jahren nun auch als Redakteurin. Besonders begeistern sie die Themen Psychologie, DIY und Yoga. Bereiche, über die sie als Online-Redakteurin schreibt und die sie gerne ihrer Freizeit ausübt. Ein Gespür für ästhetische Einrichtung besitzt sie bereits seit ihrem Studium im Bereich Design. Seither entdeckt sie immer wieder neue Design-Innovationen und einzigartige Architekturen, über die sie auf kronendach berichtet.