Wenn Bäume Wunden ausheilen, bilden sie Baumperlen. Was dahintersteckt, wie du sie sammelst und wie du aus ihnen Schmuck machst, erfährst du hier.
Wenn Katharina Drewes durch die Wälder Tirols läuft, wird sie zur Schatzjägerin. Aufmerksam lenkt sie ihre Blicke von Baumstamm zu Baumstamm. Der Schatz, den sie sucht, sind Knubbel aus Holz, die meist im unteren Teil eines Baumstamms wachsen. Kugelige Verdickungen, die aus dem Stamm herausragen. Mal sind sie so groß wie eine Heidelbeere, mal so groß wie eine Faust. Jeder dieser Knubbel ist ein Unikat. Da sie oft von Moos überwachsen sind, heben sie sich kaum von der Baumrinde ab. Wenn Katharina trotzdem welche findet, freut sie sich, denn die Fundstücke gelten als Glücksbringer.
Baumperlen sind das Ergebnis eines Heilungsprozesses
Die Knubbel, die Katharina sucht, sind sogenannte Baumperlen. Sie sind auch unter den Namen „Drachenei“ oder „Tränen des Waldes“ bekannt. „Im Volksglauben heißt es, dass Baumperlen die Heilkraft des Baumes in sich tragen und eine magische Wirkung auf den Menschen haben“, sagt Katharina. Die 40-jährige Künstlerin erschafft aus den Perlen Schmuck wie Ringe oder Halsketten und verkauft sie über ihr Label „Seelenholz“. Wie genau diese Geschenke des Waldes entstehen, ist von der Wissenschaft noch nicht eindeutig geklärt. Laut der gängigsten Theorie sind Baumperlen das Ergebnis von Heilungsprozessen der Bäume. Demnach wachsen sie, wenn der Baum Verletzungen auskuriert. Mittels der Auswüchse schützt er sich vor schädlichen Bakterien und stößt Fremdkörper ab.
Der Baum entscheidet, wann er seine Perlen abgibt
Am einfachsten sind Baumperlen an Buchen zu entdecken. Denn dank ihrer glatten Rinde ist lässt sie einen leichter erkennen. Doch wer genau schaut, wird sie auch an den Stämmen von Eichen, Linden, Kirschbäumen oder Weiden finden. „Wenn man sie mit bloßer Hand abnehmen und leicht lösen kann, darf man sie pflücken. Nur dann schenkt uns der Baum seine Perlen“, sagt Katharina. Dann hat er seinen Heilungsprozess abgeschlossen und braucht sein Pflaster nicht mehr. Zwischen fünf und 70 Jahren kann es dauern bis der Baum seine Wunde ausgeheilt hat.
Katharinas Sammlung beinhaltet inzwischen Baumperlen aus Tirol, der Steiermark und Kärnten. „Ich bin noch lange nicht fertig“, sagt sie. „Für mich spiegeln Baumperlen meine Idee wider, mit Achtsamkeit in der Natur und Geschenken des Waldes Neues zu gestalten.“
Mit Baumperlen Schmuck erschaffen
Wenn du das Glück hattest, eine Baumperle zu finden, kannst du Naturschmuck oder Dekoration für dein Zuhause daraus machen. Bevor du loslegst, kannst du die Rinde entfernen, dann sieht die Perle noch schöner aus. Lasse sie anschließend trocknen und reibe sie mit Öl oder Wachs ein, um sie zum Glänzen zu bringen. Mit diesen Ideen setzt du deinen Schatz in Szene.
Idee 1 – Halskette
Eine Halskette mit deiner Baumperle als Anhänger ist eine schöne Erinnerung an deinen Spaziergang im Wald. Ist deine Baumperle etwas größer, reicht es schon, wenn du sie an einem Lederband, einer Kordel oder einem Silberhalsreif auffädelst. Bohre dazu ein kleines Loch durch das obere Ende deiner Perle. Hast du ein kleines Exemplar gefunden, kannst du deine Kette mit zugekauften Perlen auffüllen.
Idee 2 – Armband
Um ein Armband herzustellen, eignen sich kleine Baumperlen am besten. Bohre ein Loch in deine Perlen und fädle sie auf ein Lederband auf. Du kannst dein Armband auch mit zugekauften Perlen aus Edelsteinen wie Amethyst oder Rosenquarz verschönern.
Idee 3 – Mobile
Wenn deine Sammlung an Baumperlen schon etwas größer ist, kannst du daraus ein Mobile basteln und dir die Kraft des Waldes nach Hause holen. Bohre dazu kleine Löcher in die Perlen und fädele sie zu mehreren Ketten auf. Zum Auffädeln kannst du eine Nadel zur Hilfe nehmen. Bringe unter jeder Perle einen Knoten an, damit sie nicht durchrutschen. Jetzt musst du nur noch deine Ketten an einem Ast oder einem Weidenkranz befestigen – fertig ist dein Mobile.