© Drift_Fragile Future _Courtesy of Cidade Matarazzo Brazil

Kunst

Lichtkunst – eine Symbiose aus Natur und Technologie

© Drift_Fragile Future _Courtesy of Cidade Matarazzo Brazil

Zwei niederländische Kunst-Studios zeigen, wie sich Natur und Technologie vereinen lassen und Licht die Welt verändern kann.

Lichtinstallation auf dem Feld: Roosegaarde lässt Agrarkultur im neuen Licht erscheinen

Ein Meer aus roten und blauen Lichtern – über 20.000 Quadratmeter Ackerland werden zu einer kunstvollen Lichtinstallation: Der Künstler und Designer Daan Roosegaarde hat auf einem Lauchfeld in Lelystad, Niederlanden, jede Menge Lichter platziert. So schön diese Art der Lichtkunst in der Dunkelheit der Nacht auch aussehen mag, hinter der Installation verbirgt sich mehr: Grow, wie Roosegaardes Kunst-Projekt heißt, basiert auf Photobiologie, also der Interaktion zwischen Licht und Organismen. Zusammen mit Wissenschaftler:innen und dem Start-up BioLumic haben Roosegaarde und sein Team eine Lichtinstallation entworfen, die das Wachstum und die Widerstandsfähigkeit von Pflanzen verbessern kann. Durch die sogenannten „Lichtrezepte“ soll der Einsatz von Pestiziden um bis zu 50 Prozent reduziert werden. Die Lichtinstallation ist Teil des Artist-in-Residence-Programms der Rabobank, welche sich mit dieser Aktion zur Aufgabe gemacht hat, gegen die globale Lebensmittelverschwendung vorzugehen.

Nicht das erste Projekt dieser Art von Studio Roosegaarde aus Rotterdam; der niederländische Künstler und Gründer des Studios ist bekannt für seine innovativen und nachhaltigen Designs, die die Welt bereichern sollen. Diese Lichtkunst ist eine Hommage an die Schönheit der Landwirtschaft – und auch wenn diese oftmals in der Kritik steht, sind wir am Ende des Tages darauf angewiesen. Umso schöner, wenn der Anbau auf dem Feld nachhaltig gelingt. „Ich hoffe, dass GROW eine Plattform für Wissenschaft und Innovation sein wird und dass die Landwirte stolz auf ihre Landschaft sein können“, sagt Roosegaarde.

Das Leuchten der Pusteblumen: Fragile Future bringt Licht ins Dunkel

Auch die Künstler:innen Lonneke Gordijn und Ralph Nauta, bekannt als Studio Drift, setzen auf die Symbiose aus Natur und Technologie. Immer wieder ist dies Thema bei ihren Installationen, in denen häufig Licht eine tragende Rolle spielt.

So auch bei einem ihrer bekanntesten Werke: Fragile Future hält den Moment von schwebende Löwenzahnsamen fest. Doch es ist mehr als das: Die einzelnen Samen sind in sorgfältiger Handarbeit auf kleine LED-Lichter geklebt, sodass ein Zusammenspiel an leuchtenden Pusteblumen entsteht. Verbunden sind sie durch ein Bronze-Gitter mit Schaltkreisen. Erst letztes Jahr konnten Kunstliebhaber:innen und Interessierte in der Ausstellung „Moments of Connection“ im Hamburger Museum für Kunst und Gewerbe die Lichtinstallation bestaunen.

Der Fertigungsprozess der Pusteblumen-Lichtkunst beginnt für das niederländische Künstler-Duo auf dem Feld, wo sie die größten Pusteblumen pflücken. Ein Gefühl wie als Landwirt:in, das mit Zufriedenheit einhergeht – so beschreibt es Nauta. Im Studio werden die Pusteblumenköpfe getrocknet, um im Anschluss an der LED-Leuchte befestigt werden zu können. Die Haare der Samen brechen das Licht, sodass eine sanfte Beleuchtung entsteht.

Studio Drift schafft es, mit der komplexen Installation ihrer elektrischen Pusteblumen eine unglaubliche Leichtigkeit zu vermitteln. Ganz nach dem Vorbild der Natur, denn für Lonneke ist die Natur logisch und facettenreich zugleich. Sie ist immer wieder verwundert, warum die Natur nicht die Technologie anführt.

Studio Drift als Visionär: In Zukunft auf das Zusammenspiel von Gegensätzen bauen

Die zwei Künstler:innen und ihr 65-köpfiges Team möchten mit ihrer Kunst Technologie in ein neues Licht rücken: Denn technologischer Fortschritt kann eine Möglichkeit wie auch eine Bedrohung sein. Wenn man im Einklang mit der Natur handelt; sie als Vorbild sieht, können Technik-Innovationen uns weit bringen – da ist sich Studio Drift sicher.

Der Ursprung für diverse Kunstwerke sowie die Gründung von Studio Drift ist auf die Kindheit der beiden Künstler:innen und deren Zusammentreffen zurückzuführen. Während Ralph in jungen Jahren technikbegeistert versuchte, „Elektronik zu kombinieren, um die Welt um uns herum in Bewegung zu bringen“, war Lonneke „von der Natur fasziniert und verbrachte Stunden damit, im Gras zu liegen und die mikroskopische Welt der Ameisen und Blumen“ zu betrachten. Als sie sich kennenlernen, entdecken sie ihre „persönlichen und scheinbar gegensätzlichen Interessen“ und wie diese miteinander verbunden werden können. Sie übertragen diesen Gedanken auf „die Wunder der natürlichen und der vom Menschen geschaffenen technischen Welt“.

Die Natur wird zu ihrer Inspiration, die Technologie zum Werkzeug. In ihrer Lichtkunst „Flylight“ ahmt Studio Drift die Bewegung und Dynamik einer fliegenden Vogelschar durch einen Schwarm zarter Glasröhren nach, die von der Decke hängen. Mit ihrer Kunst will das Duo ein Gefühl des Staunens und der Empathie hervorrufen und die Betrachtenden dazu bringen, über die Zerbrechlichkeit unseres Planeten und das Zusammenspiel aller Lebewesen nachzudenken.

In einem Interview mit Whitewall fasst Ralph die Intention hinter ihren Werken so zusammen: Es geht „um den Einfluss der Technologie, die uns auf unnatürliche Weise verändert und uns von unserer natürlichen Verbindung wegdrängt, und um die Frage, wie wir dieselbe Technologie nutzen können, um unsere Beziehung zur Natur und zu uns selbst wiederherzustellen.“ Ihre Arbeit gleicht der von Wissenschaftler:innen – sie erforschen die Natur, erkennen Systeme und inszenieren diese mithilfe von Technologie, um einen Raum zu schaffen, in dem beide Seiten koexistieren können.

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