Mittsommer in Schweden ist eine alte Tradition, die an Bullerbü-Idylle erinnert und gleichzeitig vom Puls der Zeit beeinflusst wird.
Schon als Kind träumte Birgit Fazis davon, einmal in ihrem Leben den schwedischen Mittsommer wie in den „Bullerbü“-Geschichten von Astrid Lindgren zu erleben. Ein Wunsch, den sich die Autorin mit ihrer Familie erfüllt. Im Sommer reisen sie nach Südschweden und quartieren sich in einem rot-weißen schwedischen Landhaus ein, aus Holz und fast wie in den Kindermärchen, idyllisch an einem See gelegen.
„Für die Schwed:innen ist Mittsommer eines der schönsten, wichtigsten und ausgelassensten Feste im Jahreskalender. Gefeiert werden der kurze Sommer, das Licht, die Wärme und die Liebe – und zwar meist traditionell auf dem Land im Familien- oder Freundeskreis“, erzählt sie auf ihrem Blog „Emma Bee“. Jährlich reisen zahlreiche Urlauber:innen nach Schweden, um im Sommer die magischen weißen Nächte und die ewige Sonne zu erleben. Ein Bullerbü-Traum, der inzwischen in der modernen Welt angekommen ist und die alten Traditionen beeinflusst.
Mittsommer – die schwedische Spring-Break-Party
Im Mittelpunkt des Mittsommerfestes befindet sich das Fest der Sommersonnenwende, der Tag, an dem die Sonne auf der Nordhalbkugel am höchsten steht und die Nächte in dieser Zeit kürzer werden lässt. In skandinavischen Ländern wie Schweden, Dänemark oder Finnland ist der Mittsommertag ein gesetzlicher Feiertag, dessen Nächte auch europaweit als weiße Nächte bekannt sind.
Was für viele Tourist:innen überraschend ist: Das Mittsommerfest (auf schwedisch: Midsommar) ist längst nicht mehr so traditionell und konservativ, wie vor einigen Jahren. Feierten die Schwed:innen ursprünglich noch Mittsommer am 24. Juni, findet es mittlerweile jährlich als Feierwoche zwischen dem 20. und 26. Juni statt.
Der offizielle Feiertag ist Sonnabend, dann ist die „magische“ Nacht. Die ist für Tourist:innen und Schwed:innen das Highlight der Mittsommerfeiertage. Während die Feier noch vor einigen Jahren vor allem das Spektakel für die schwedische Agrargesellschaft war, sind einige Orte, wie die mittelschwedische Region Dalarna, inzwischen zu beliebten Party-Spots mutiert. Jährlich reisen zwischen 20.000 und 30.000 Menschen in die Region nach Sammilsdal (Gropen) in Leksand, um dort das weltweit größte Mittsommerfest ähnlich wie ein großes Festival zu feiern. Live-Musik, Maibaumaufstellen und Kirchenbootrennen erinnern noch wage an die alten Traditionen des schwedischen Mittsommers, während DJs mit modernen Beats die Besucher:innen unterhalten.
Sommersonnenwende – eine mystische Zeit
Vor einigen Jahren bildeten das Herzstück der schwedischen Mittsommer vor allem die Legenden. Ähnliche wie Fika, ist die Mittsommernacht ein Kulturgut in Schweden. Viele Erwachsene kennen die Traditionen noch aus ihrer Kindheit und feiern deswegen mit ihren eigenen Familien noch traditionell den längsten Tag des Jahres. Mit Freund:innen und Familienmitgliedern zieht es sie zum Feiern aus den Städten wie Stockholm oder Malmö hinaus aufs Land. Dort stellen sie gemeinsam Maibäume auf, trinken Kraftbier, singen traditionelle Lieder und genießen typische Mittsommer-Buffets mit jungen Kartoffeln, Heringen in Sahnesoße und schwedischer Erdbeertorte. Dort, in der Bullerbü-Idylle, zwischen grünen Bäumen, Wiesen und Naturseen, halten die Schwed:innen fest an ihrer Tradition, die zum Mittsommer nicht nur Party, sondern vor allem die Verbundenheit zur Natur herausstellt.
Denn Mittsommer ist eigentlich eine Zeit voller mystischer Rituale: vor Jahrhunderten wurden den heimischen Pflanzen heilende Kräfte zugeschrieben. Unverheiratete, junge Frauen zogen in der Mittsommernacht los, um in dieser Nacht schweigend sieben verschiedene Blumen zu pflücken, die sie unters Kopfkissen legten. Der Legende nach konnten deswegen nachts im Traum ihrem zukünftigen Ehemann begegnen. Ein weiterer traditioneller Brauch ist es, in der Mittsommernacht barfuß im Tau spazieren zu gehen. Der Brauch soll die Gesundheit der Schwed:innen in der magischen Nacht fördern. Weit verbreitet ist auch der traditionelle Blumenkranz, den die Schweden und Schwedinnen im Haar tragen. Er ist ein altes Symbol für Fruchtbarkeit und Wiedergeburt. Das Besondere: Früher wurden die Sträuße nach dem Mittsommertag getrocknet, um die Magie der Blumen das ganze Jahr über zu bewahren. Traditionell legten die Schwed:innen die Blumen ins Weihnachtsbad, damit die Familie gesund durch den langen, kalten Winter kam.
Wo lässt sich in Schweden Mittsommer feiern?
Tourist:innen haben verschiedene Möglichkeiten, ein traditionelles Mittsommerfest zu erleben. Neben den Travel- und Event-Angeboten, gibt es die Option über Portale wie „Meet the Locals“ Mittsommer mit Einheimischen zu feiern.
Mittsommer in Stockholm
In Stockholm haben Urlauber:innen die Möglichkeit, verschiedene kleine und große Mittsommer-Events zu besuchen. Besonders beliebt ist unter anderem der Stockholmer Schärengarten, der mit seinen 30.000 Inseln gleich mehrere Anlaufpunkte für ausgelassene Mittsommernachtsfeiern bietet. Eine andere Option ist das Stockholmer Freilichtmuseum Skansen, das am Mittsommer-Wochenende Besucher:innen Erlebnisse wie Blumenkranz binden, Live-Musik und Tanz ermöglicht.
Mittsommernacht in Lappland
Die Nacht zum Tag machen im Schnee? In Lappland ist das möglich. Kleine Orte wie Riksgränsen liegen an der Grenze zu Norwegen und versprechen laut „Visit Schweden“ während der Mittsommernacht 24-Stunden lang Sonne.
Sommersonnenwende in Göteborg
Schlösser und Herrenhäuser laden zur Mittsommernacht in Göteborg ein. Besonders beliebt bei Einheimischen und Tourist:innen ist die Rasenfläche vor der Björngårdsvilla in Slottsskogen, um sich die traditionellen Feierlichkeiten anzuschauen.
Mittsommerfest in Gotland
In Visby auf der Insel Gotland können sich Besucher:innen auf eine traditionelle schwedische Mittsommer-Feierlichkeit freuen. Neben dem Aufstellen des Maibaums, Tanz und Live-Musik, gibt es jedes Jahr eine Mittsommer-Parade.

Kopenhagen, Paris, London – das pulsierende Leben in Städten lässt Jennis Herz höherschlagen. Immer auf der Suche nach den neuesten Fashion-Trends, faszinierenden Designs und coolen Food-Spots, lässt sie sich gern vom urbanen Lifestyle inspirieren, um darüber zu schreiben. Ihr morgendlicher Kaffee mit Hafermilch gehört zu ihren täglichen Ritualen, genauso wie ein Spaziergang an der Elbe in Hamburg.