Im letzten Jahr hat Julie Church mit Ocean Sole über 750.000 Flip-Flops zu inspirierenden Kunstwerken verarbeitet. Traditionelle kenianische Handwerkskunst, die unsere Welt bunter gestaltet.
Ein Strandspaziergang zur Gründung
Es beginnt an den Küsten Kenias: Weißer Sand, blaues Meer, wahre Traumstrände – und bunte herrenlosen Flip-Flops?
Als Julie bei ihrem Spaziergang am Strand damals die spielenden Kinder entdeckt, die aus bunten Flip-Flops Spielzeuge kreierten, ist sie sofort von ihrer Kreativität begeistert. Sie fasste den Entschluss den Spirit zu nutzen und möchte selbst aktiv werden. So wird Julie Church neben ihrem Beruf als Naturschützerin zur Gründerin von Ocean Sole, einem sozialen Unternehmen, das Künstler:innen als „Flip Flop Artisan“ beschäftigt.
Was klein beginnt, wird schnell größer: Heute besitzt Ocean Sole ein Team von knapp hundert Mitarbeiter:innen, die Tag für Tag an der Fertigung der Skulpturen beteiligt sind – mittlerweile unter Erin Smith Leitung. Julie Church hat das Unternehmen 2016 verlassen. Dargestellt werden meist Tiere, die in Afrika auf dem Land und im Ozean leben; individuelle Kunstwerke werden ebenfalls kreiert, wie ein Auto in Lebengröße für Honda.
Der Flip-Flop Artisan als neues Kunsthandwerk
Julie hat mit ihrer Idee nicht nur die Kunstszene revolutioniert, indem sie ein neues Jobprofil und Arbeitsplätze schafft – sie füllt sogar die Lücke für die Holzschnitzerei. Besonders Künstler:innen, die traditionelle kenianische Holzschnitzereien gelernt haben, konnten in den letzten sechs Jahren kaum ihr Handwerk ausüben. Glücklicherweise ist das Handwerk und seine Werkzeuge abgesehen der unterschiedlichen Härtegrade nahezu identisch. Die Flip-Flop Artisans haben so eine Möglichkeit, auch ohne Holz der gelernten Handarbeit nachzukommen und dadurch eine sichere Einkommensquelle.
Von den Sammler:innen bis zum Kunstwerk
Sammler:innen bringen durchschnittlich eine Tonne Flip-Flops zu der Kunst-Fabrik, was mehr als 3000 Latschen entspricht. Nachdem die Flip-Flops gewaschen und anschließend getrocknet wurden, machen sich die Künstler:innen an die Arbeit, daraus farbenfrohe Tierstatuen zu fertigen. Die Arbeitsweise unterscheidet sich dabei je nach Größe der Skulpturen. So werden für kleine und mittelgroße Figuren die Kunststoffsohlen entsprechend der gewünschten Form ausgestochen – ähnlich wie beim Plätzchenbacken an Weihnachten. Damit das Animal-Kunstwerk auch an Dreidimensionalität gewinnt, werden mehrere ausgestochene Sohlen mithilfe eines ungiftigen Klebers zusammengefügt. Mit Messern und Scheren geben die Künstler:innen den bunten Skulpturen ihre finale Form.
Während kleinere Tierchen bereits nach zwei Stunden fertig sind, können lebensgroße Werke bis zu drei Monate von Ocean Sole in Anspruch nehmen. Dabei bildet die Basis alte Isolierungen von Schiffscontainern, später vom bunten Kunststoff der Zehensandalen überdeckt. Ob groß, mittel oder klein: Am Ende werden alle Recycling-Kunstwerke geschliffen, um die Oberfläche zu glätten und Konturen zu verfeinern, und im Anschluss nochmal gewaschen. Kunststoff-Überbleibsel werden geschreddert und zu Matratzen verarbeitet, die wiederum an Hilfsorganisationen gehen.
Die tierische Upcycling-Kunst stößt auf globales Interesse, weshalb die Skulpturen mittlerweile weltweit verkauft werden. Kein Wunder, schließlich steckt weitaus mehr in den farbenfrohen Tieren als die rein künstlerische Leistung: Durch die handgefertigte Kunst wird Abfall recycelt und wertvolle Arbeitsplätze geschaffen.

Für Judith beginnt der Tag erst mit einer Tasse Kaffee am Morgen, die sie im Sommer auf ihrem Balkon mitten im Herzen von Köln genießt. Wenn sie nicht gerade an Yoga-Skills wie der Krähe arbeitet oder während einer Wanderung die kleinen Wunder der Natur entdeckt, kommt sie ihrer Passion, dem Schreiben, nach. Besonders begeistern sie die Themen Psychologie, Architektur und alles rund um Zeitgeist.