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Gesellschaft

Urlaub der Zukunft: Wie sieht Tourismus 2050 aus?

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Roboterhotels, Virtual Reality, Face ID – in Zeiten von KI und Klimawandel befindet sich der Tourismus im Umbruch.

Peppers Aussicht auf den glitzernden Eiffelturm und das Wasserspiel vor dem Hotel ist einzigartig. Jedes Jahr reisen Millionen Menschen in seine Heimatstadt Las Vegas, um die Hotels, Casinos und Shows in der amerikanischen Metropole zu erleben. Dort, zwischen einarmigen Banditen und 90s-Popstars wie Britney Spears, befindet sich sein Arbeitsplatz: die Sky Lobby im 23. Stockwerk des Mandarin Oriental Hotels.

Täglich berät Pepper während seiner Arbeit die Gäste, zeigt ihnen ihre Hotelzimmer oder erklärt die coolsten Las Vegas Spots. Dabei vergisst er nie die individuellen Gesichter der Hotelbesucher:innen. Er erkennt ihre jeweiligen Körpergrößen, persönlichen Interessen und weiß anhand ihrer Stimme, welche Emotionen sie gerade beschäftigen.

Wie das geht? Per Face ID und High-Tech-Sensoren, die der Hotel-Roboter bei seinen Gästen anwendet. Denn Pepper ist einer von tausend existierenden humanoiden Robotern, die inzwischen im Tourismus tätig sind. Sie arbeiten als Concierge, Rezeptionisten, im Hotelservice oder am Flughafen – 24 Stunden lang, ohne Gehalt und individuelle Anforderungen.

Künstliche Intelligenz (KI), die in Zukunft gesellschaftlich immer relevanter wird und das Reisen perspektivisch verändert. So gehen Zukunftswissenschaftler:innen davon aus, dass Pepper und seine Kolleg:innen in etwa zehn Jahren den Gästen nicht nur den Weg in ihr Hotelzimmer erklären, sondern dass künstliche Intelligenz verschiedene Bereiche des Tourismus erobert.

Urlaub der Zukunft: Roboter an der Rezeption.
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Roboter wie Pepper könnten in Zukunft an Hotelrezeptionen stehen und Gäste empfangen.

Hotelzimmer der Zukunft.
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Die Hotelzimmer der Zukunft sind KI gesteuert und lassen sich auf die individuellen Bedürfnisse der Gäste anpassen.

Digitalisierung des Tourismus durch KI

Flughäfen wie der Hamburg Airport arbeiten zum Beispiel bereits mit künstlicher Intelligenz. Sie wird als Sicherheitspersonal oder als Ersatz für Servicekräfte am Check-In-Schalter verwendet. Das langfristige Ziel der Branche bisher: Personalkosten einsparen und die Wartezeiten an der Gepäckaufgabe verkürzen. Der Grund dafür ist der akute Personalmangel, mit dem viele Flughäfen nach der Corona-Pandemie zu kämpfen haben.

Doch dies ist nur ein kleiner Schritt in Richtung digitaler Tourismus. Das Unternehmen Statista veröffentlichte zu Beginn des Jahres 2023 eine Auswertung, die zeigt, dass der Einsatz von KI an Flughäfen zunehmen wird. Insbesondere virtuelle Flughafenfachangestellte und Chatbot-Services dürften bis Ende 2023 in Europa verbreitet sein. Prognosen, die wie aus einem Science-Fiction-Film klingen – Roboter statt echter Menschen. Kann das auf Dauer überhaupt funktionieren? Kommt es im Tourismus nicht eigentlich auf persönlichen Kontakt mit Expert:innen an, die eine Reise auf individuelle Bedürfnisse und Vorlieben anpassen und im Urlaub Exklusivität ermöglichen?

Haben individueller und persönlicher Tourismus ein Ablaufdatum?

Eine Frage, die sich auch Zukunftsforscher:innen des Frauenhofer Instituts in ihrer Studie „Smart Future Hotel“ stellten. Mit einem überraschenden Ergebnis: Die Lösung für mehr KI in der Tourismuswirtschaft und gleichzeitiger Gastfreundschaft sei das „Smarte Hotelzimmer“. Denn während Digitalisierung im Tourismus perspektivisch zunimmt, zeigen Studien, dass parallel auch der Wunsch nach Erfüllung von individuellen Bedürfnissen im Urlaub wächst. Menschen reisen bereits 2023 maßgeschneidert, seien es Unterkünfte wie coole Airbnbs, Glamping oder Zugreisen durch Europa. Gesellschaftliche Veränderungen in Richtung New Work verschieben die Vorstellungen von Urlaub perspektivisch und lösen weit mehr als den derzeitigen Workation-Trend aus. Die Grenzen zwischen Arbeit und Urlaub gehen tendenziell ineinander über und Work-Life-Blending kann in ein paar Jahren Normalität anstatt ein angebliches Gen Z Phänomen sein. Individuelle Wellness- und Sparerlebnisse im eigenen Hotelzimmer, die in Zukunft Trend sein könnten.

Das „Smarte Future Hotel“ – die Zukunft der Hotelbranche?

Alltag und Urlaub verschmelzen in Zukunft und genau darauf will der Tourismus vorbereitet sein. So gehen die Zukunftsforscher:innen davon aus, dass das „Smarte Future Hotel“ 2050 die individuellen Bedürfnisse der Gäste mit künstlicher Intelligenz und Sensoren zum Beispiel in den Hotelzimmern und Badezimmern befriedigt. Das „Future Hotel“ bietet seinen Gästen beispielsweise die Möglichkeit, Wellness im eigenen Hotelzimmer zu erleben. Den Whirlpool oder die Sauna mit anderen Gästen teilen? In Zukunft nicht mehr nötig. Hotelbesucher:innen können die eigene Whirlwanne mit integrierter Fußreflexzonen- und Rückenmassage nutzen. Dabei haben Gäste die Option, sich von Entspannungsmusik beschallen zu lassen, Rotlicht als Anti-Aging-Anwendung per Knopfdruck aus der Decke zu aktivieren oder eine aus den Wänden strömende Aromastimulation zu genießen.

Das Hotelbadezimmer der Zukunft sei laut Zukunftsforscher:innen außerdem wie eine Wärmekabine konstruiert, die sich über ein Smart-Home-System bei Bedarf in eine Sauna verwandelt. „Stellen Sie sich das Hotel als eine Mischung aus KI und menschlichem Organismus vor, der alle Aspekte Ihres Aufenthalts steuert und auf Ihre Vorlieben abgestimmt ist“, erklärt Innovationsprognostikerin und TikTokerin Shivvy Jervis die Vision von smarten Hotels. Auf Social Media ist die Trendforscher:in bereits eine Berühmtheit. Regelmäßig teilt sie ihre konkreten Vorstellungen des smarten Hotels und Urlaubs der Zukunft mit ihren Follower:innen.

Urlaub der Zukunft: Virtual Reality Brille.
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Mit einer Virtual Reality Brille ist in Zukunft Urlaub zu Hause auf eine ganz neue Art möglich.

Virtuelles Reisen mit Virtual Reality

Die Trendforscherin und ihre Kolleg:innen sind sich sicher: Reisen in Zukunft ist nicht nur smart, sondern auch virtuell. Perspektivisch könnte „Urlaub zu Hause“ ein ganz neues Level erreichen. Balkonien oder Tagesausflüge? Im Jahr 2050 vermutlich nur noch Plan B, um seinen Urlaub in den eigenen vier Wänden zu verbringen. In Zukunft ist virtuelles Reisen die Lösung für Urlaub daheim.

Mit Virtual-Reality-Brillen lassen sich unbekannte Länder und sogar ganz neue Welten entdecken. Zurzeit befinden sich zahlreiche 360°-Grad-Videos in der Entwicklung, die Urlauber:innen per VR-Brille zukünftig in eine neue Destination mitnehmen. Eine technische Entwicklung, die Zukunftsforscher:innen besonders im Hinblick auf den Klimawandel als vielversprechende Lösung sehen. Reisen per VR-Brille verringere demnach CO2-Emissionen in der Umwelt, da zum Beispiel auf einen Flug oder Kreuzfahrt verzichtet werde. Zusätzlich sparen Urlauber:innen bei einer Virtual-Reality-Reise Geld und sie ermöglicht auch Menschen, die nicht mehr reisen können, im Metaversum ferne Orte und Welten zu erkunden.

Unterwasserhotels, Reisen ins Weltall und schlafen unter der Erde

Als Pendant zu den Virtual-Reality-Reisen sehen Wissenschaftler:innen ausgefallene Reiseziele als Trend für die kommenden Jahre. Spektakuläre Unterkünfte und Orte sollen die Reisebranche vielfältiger gestalten. So können Unterwasserhotels eine neue Perspektive auf ein „Zimmer mit Meerblick“ eröffnen, genauso wie Hotels unter der Erde oder auf dem Mond. „Wir werden neue Orte erkunden und uns in immer vielfältigeren Umgebungen aufhalten“, vermutet Zukunftsforscherin Shivvy Jervis auf ihrem TikTok-Kanal. Sie geht davon aus, dass Reisende im Jahr 2050 von Reisezielen fernab der bekannten touristischen Spots fasziniert sind.

Erste Unterwasserhotels wie das „The Muraka“ auf den Malediven existieren bereits. Im „Sala Silvermine Hotel“ in Schweden sind sogar Übernachtungen unter der Erde möglich. Und spätestens seit Elon Musks mehrtägigen Trip ins Weltall 2022, wissen die Menschen, dass Raumfahrttourismus nicht mehr nur in Science-Fiction-Filmen ein Thema ist. Die Gateway-Foundation hat ein Weltraumhotel entworfen, das Von Braun Rotating Space Station heißen und schon 2025 eröffnet werden soll. Innovationen, die in den nächsten Jahren den Tourismus verändern und spätestens im Jahr 2050 die neue Realität sein könnten.

Nachhaltiges Reisen für eine grüne Zukunft

Wäre da nicht noch ein anderes wichtiges Thema, das fast schon kontrovers zu dem innovativen Reiseangebot ist: der Klimaschutz. Denn der stellt den Tourismus derzeit vor neue Herausforderungen. Reisende achten zunehmend auf ihren CO2-Fußabdruck, wollen nachhaltig Urlaub machen und sehnen sich nach einer Auszeit in der Natur. Dabei spielt nachhaltiger Tourismus besonders in den letzten Jahren eine immer größer werdende Rolle. Vor allem während und nach der Corona-Krise haben Reisende Urlaub in ihrem eigenen Land oder in angrenzenden Ländern wiederentdeckt. Camping in der Natur und Reisen mit dem Zug oder dem eigenen Auto sind wieder im Trend. Gleichzeitig wächst das Angebot im nachhaltigen Tourismus.

Hotels und Unterkünfte legen großen Wert auf Nachhaltigkeit, sei es in der Zimmerausstattung oder auch im kulinarischen Angebot. Der sanfte Tourismus vereint ökonomische, ökologische und soziale Aspekte miteinander. Wichtige Faktoren, die sich in Zukunft auch in der Mobilität widerspiegeln sollen. So plant die Flugindustrie zum Beispiel Flugzeuge, die mit Solarenergie betrieben sind. Die Kreuzfahrtindustrie rüstet perspektivisch ihre Schiffe auf Ökostrom um. Erste Maßnahmen, die in naher Zukunft das Reisen nachhaltiger gestalten sollen. Außerdem gehen Zukunftsforscher:innen davon aus, dass Face ID Reisepässe und Tickets in Zukunft ersetzt, um Rohstoffe durch den Einsatz von Ökostrom zu sparen.

Urlaub der Zukunft – zwischen Nachhaltigkeit, KI und Abenteuer

Ist Urlaub in der Zukunft dann ein Mix aus Nachhaltigkeit, dem Einsatz von künstlicher Intelligenz und einem Hauch von Abenteuer? Könnte sein. Vielleicht sieht Reisen 2050 genau so aus: Im Hotel bei einem oder einer Kollegen:in von Pepper einchecken, am nächsten Morgen Frühstück aus dem 3-D-Drucker genießen, während Haie am Fenster des Hotelrestaurants vorbeischwimmen. Versorgt wird der Komplex mit Ökostrom und Tagesausflüge lassen sich mit der VR-Brille unternehmen. Eine Vorstellung, die natürlich mit einem Augenzwinkern zu verstehen ist. Dennoch steht fest: Der Tourismus befindet sich im Wandel und wird auch im Jahr 2050 einen Weg finden, Menschen eine Auszeit aus ihrem Alltag zu ermöglichen.

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